Andacht Februar 2021
DER, der mich stark macht!
Was hätte nicht alles sein können… im vergangenen Monat… im vergangenen Jahr… Was wäre nicht alles gewesen, wenn nicht … Was hätten wir nicht alles in die Tat umsetzen können … Aber was ist uns vielleicht auch erspart geblieben? Was wird kommen in der Zukunft?
Solche Fragen stellen wir uns gerne am Ende oder auch am Anfang von einem Jahr. Und in diesen besonderen, anderen Zeiten treten solche Fragen leicht vermehrt auf… Auch jetzt wieder, obwohl erst kurze Zeit des Jahres 2021 ins Land gegangen ist.
Was wäre wenn? Das ist tatsächlich nicht nur eine Frage, die uns in Zeiten von Corona vor Augen steht. Es ist eine Frage, die uns oft im Leben begegnet, sie ist menschlich. Der eine oder andere stellt sie sich öfter, manche Menschen trotzen ihr und stellen solche Fragen kaum, denn – sie bringen uns nicht weiter! Ändern lässt sich meist nichts mehr, zurückspulen kann man das Leben nicht. Und auch so hindrehen, dass es alles für einen gefühlt passt, auch das ist uns Menschen nicht möglich. Die Zukunft beeinflussen können wir gleich dreimal nicht… außer aus Vergangenem lernen und für die Zukunft weise anwenden…
Schauen wir in die Bibel, treffen wir in Paulus einen Mann, der scheinbar für sich in seinem bewegenden Leben auf diese Frage eine Antwort gefunden hatte. Er schreibt aus dem Gefängnis (Philipper 4, 11-13): „Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie's mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“
Paulus hat im Laufe seines Lebens (von Saulus zu Paulus) gelernt, dass Menschen mit ganz unterschiedlichen Gaben und Begrenzungen, (wirtschaftlichen) Möglichkeiten, und jeder individuellen Not im Leben bestehen und ihren Lebensweg bejahen lernen können, wenn sie erfahren haben, dass „Gott nahe zu sein“ ihr größtes Glück ist (Psalm 73, 28).
Um Paulus herum haben die Menschen durch ihn erfahren können, dass der schwache Apostel, mit eigenen Nöten und Unzulänglichkeiten, durch Gottes Wirken in ihm, stark und sicher wird: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“
Diesen Satz möchte ich ein bisschen bewegen und in verschiedenen Übersetzungen lesen:
- Luther 2017: „Ich vermag allesdurch den, der mich mächtig macht.“
- Hoffnung für alle: „Alles kann ichdurch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.“
- Gute Nachricht: „Allem bin ich gewachsendurch den, der mich stark macht.“
- Neues Leben: „Denn alles ist mir möglichdurch Christus, der mir die Kraft gibt, die ich brauche.“
Bei dieser Aussage geht es Paulus nicht darum, dass man alles leisten muss, viele Aufgaben übernimmt. Es geht ihm nicht darum, ausgebrannt und am Boden zu sein vor emotionaler, körperlicher, geistiger Anstrengung, selbst nicht für Gottes Reich. Gott will uns nicht überfordern und ausbrennen lassen, das ist nicht sein Plan für seine Geschöpfe. Jeder Mensch darf an seine Grenzen kommen und diese benennen und einhalten, das ist Gott wohlgefällig, denn er hat uns neben unseren Gaben auch Begrenzungen gegeben. Der Vers aus Philipper 4, 13 ist eine Botschaft, die sich auf Prüfungen und Situationen bezieht, durch die uns Gott durchhelfen, ja vielleicht sogar prägen möchte. Lebensphasen, die uns lehren sollen, mit ihm zu leben – in uns.
In der Einheitsübersetzung lautet der Vers folgendermaßen: „Nichts ist mir unmöglich, weil der, der bei mir ist, mich stark macht.“ Für mich ist das die Übersetzung, die mich besonders anspricht. Ich bin im vergangenen Jahr mit dem Wort unterwegs gewesen „Für Gott ist nichts unmöglich“, vermutlich liegt es daran, dass dies für mich irgendwie die passende Wortwahl ist. Welche Übersetzung ist es bei dir?
Paulus drückt mit seiner Aussage klar aus, dass es nicht um ihn selbst und seine eigene Kraft geht. Er lenkt den Blick deutlich auf Jesus Christus: ER kann alles! Ich kann also durch Gottes Kraft, seine Stärke, seine Weisheit, seine Liebe, seine Güte auch selbst stark, weise, liebend und gütig werden. Was für eine Verheißung! ICH kann nicht alles, aber ich vermag alles, weil Jesus selbst mich stark macht!
Leicht könnte man denken, dass dann alle Schwierigkeiten, alles Unwegsame, alle Probleme doch eigentlich aus meinem Leben verschwinden müssten. Wenn es nichts gibt, was Gott nicht kann, wenn für ihn nichts unmöglich ist, dürfte es doch allen Menschen gut gehen, zumal doch Gott einen guten Plan für jeden hat. Dass es so einfach nicht ist, wissen wir. Wie also hat Paulus seine Aussage gemeint?
Auch Paulus weiß aus seinem Leben und seinem Umfeld, dass sich nicht mit ein „bisschen Glauben“ alle Probleme in Luft auflösen. Schon in den Versen 11 und 12 kann man die Gegensätze lesen, die er in seinem Leben erlebt hat: satt sein – hungern, Überfluss haben – Mangel leiden, niedrig oder hoch sein. Trotz dieser Erfahrungen ist sein Fazit, dass er durch Gottes Stärke alles vermag. Bei Paulus sind alle Höhen und Tiefen des Lebens in sein Wort „alles“ mit eingeschlossen. Er will also ausdrücken:
Das ALLES = schwierige Lebenswege, -führungen, Schmerz, Kummer, Leid, Schmach, Nachteile, körperlichen und seelischen Hunger, Einsamkeit, Krankheit, … kann ich aushalten, durchstehen, WEIL Jesus bei mir ist und auch kräftigt. Weil er in mir lebt. Weil der Tröster und Beistand in meinem Leben gegenwärtig ist. DAS macht mich stark. Ich kämpfe nicht allein in der Not, ich habe eine Kraftquelle in mir, die mir mit dem beistehen möchte, was ich in der jeweiligen Situation brauche, wenn ich es will und zulasse. Gerade in solchen Zeiten, wenn alles ausweglos scheint und die Hoffnungslosigkeit und Schwäche die Oberhand gewinnen wollen, ist der Heilige Geist am Werk: Siege werden erkämpft, Kriege werden gewonnen, neue Wege tun sich auf. Durch seine Kraft in mir.
Gott ist es, der in unserer Schwäche wirkt, er ist die Kraft, durch die wir im Leben bestehen können. Manchmal fühlen sich diese Zeiten dennoch wie sehr lange Durststrecken und Wüstenzeiten an, aber Gott kämpft für uns, er lässt uns nicht alleine. Oft wir uns sicher nicht offenbar, wie Gott im Verborgenen für uns kämpft und einsteht, welche Gefahren und Probleme er abwendet, die uns durch seine Gnade gar nicht erreichen. Aber innerlich dürfen wir erfahren, dass wir neue Kraft und Zuversicht spüren, dass wir neue Wege sehen, sich Hilfen auftun oder Probleme sich lösen… Er wirkt in uns, wenn wir mit ihm verbunden sind und geprägt werden von ihm.
G O T T kann aber viel mehr tun, als wir je von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können. So groß ist seine K R A F T , die ins uns wirkt!
Wir sind noch am Anfang von diesem neuen Kalenderjahr. Was es uns bringt, können wir nicht vorausschauen. Wir können nicht alles planen und vermutlich auch nicht alles bekommen, was wir uns wünschen. Wir können auch die Vergangenheit nicht mehr mit unseren Fragen „Was wäre wenn … gewesen“ für uns verändern. Aber wir können mit der Gewissheit durch unser Leben weitergehen, dass „wir alles vermögen, allem gewachsen sind, durch den, der uns stark macht, der uns Kraft gibt. Der, der als kleines Kind im Stall geboren wurde, der Gekreuzigte und der Auferstandene: Jesus Christus.
Und ich möchte für mich glauben, dass wir das Wort „stark“ ersetzen können durch alle guten Eigenschaften von Gott: weise, gütig, mutig, besonnen, barmherzig, … Ist das nicht eine wunderbare Vorstellung? Eine Zusage, die mich innerlich stärker werden lässt, an der ich mich festhalten möchte, besonders dann, wenn es in mir oder um mich herum stürmisch wird. Eine Zusage, der ich mich bedienen möchte, indem ich aus Gottes Kraft jeden Tag versuchen möchte zu leben und meine eigenen Versuche, es alleine schaffen zu müssen / wollen, kleiner werden lasse. ICH muss es nicht (alleine) schaffen, es gibt jemanden Größeres, der mir hilft! Ich lasse los…
Ich möchte mit Paulus schließen (2. Korinther 12,9):
Aber der Herr hat zu mir gesagt: „Du brauchst nicht mehr als meine Gnade.
Je schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Kraft.“
Es wünscht Euch von Herzen einen gesegneten Februar,
Eure Seeigel
Seeigel, im Februar 2021
Fußnoten:
Bilder:
pixabay.com
Literatur:
- christoph-fischer.de/predigt
- predigten.evangelisch.de