Andacht September 2020

Besser heute als morgen > Mut zur Umkehr

Manchmal gibt es Situationen im Leben die einen ganz schön herausfordern. Lebenswege die anders verlaufen als geplant. Wünsche und Träume die zerplatzen wie Seifenblasen.
Wo der vermeintlich sichere Boden nicht mehr trägt und wir selbst unsere Fragen an Gott und unser WARUM nicht mehr in Worte fassen können.

Wo es scheinbar nur einen Ausweg gibt: Flucht.
Flucht vor mir selbst. Flucht vor meinem Gegenüber. Flucht vor Gott.
Unsere Flucht kann so verschieden aussehen, in Ablenkung, Verleugnung, nicht Wahrhaben wollen, dass etwas nicht stimmt, in einen Schrank voller Schuhe, Arbeit, Essen, Sport ...

Dabei geht es nicht um die Zeit, die man braucht um Situationen zu verarbeiten, denn da steckt man ja in einem heilenden Prozess. Man stellt sich den Herausforderungen und seinen Gefühlen und Gedanken. Sondern es geht tatsächlich um die Momente des Weglaufens, innerlichen Rückzugs, wo es immer schwerer wird an den Ausgangspunkt zurückzukehren.

In der Bibel gibt es eine Person, die eine ganz besondere Fluchterfahrung gemacht hat.
Der Prophet Jona. Für viele liegt der Fokus meist auf seiner Zeit in dem großen Fisch, aber es gibt so viel mehr in dieser Geschichte zu entdecken.
Zum einen die ehrliche Beschreibung von Jona mit seinen Kämpfen und Schwächen. Und demgegenüber ein barmherziger Gott, dem nicht nur das große Volk von Ninive am Herzen liegt, sondern auch der störrische Jona.
Gott beauftragt Jona mit einer Gerichtspredigt nach Ninive zu gehen, dem religiösen Zentrum von Assyrien, einer von Israels schlimmsten Feinden. Warum Jona den Auftrag nicht ausführen will, ist nicht im Detail beschrieben. Vielleicht hatte er schon die Befürchtung, dass Gott Ninive gegenüber barmherzig sein wird, wenn sie von ihrer Bosheit und Sünde umkehren. Und da Jona um die Sünden vom Volk Israel wusste, beunruhigte ihn dieser Auftrag umso mehr, denn es würde bedeuten, dass Gott die Assyrer gebrauchen könnte, um das Volk Israel wiederum zu bestrafen. Gut möglich, dass Jona das Volk von Ninive aufgrund ihrer Gräueltaten und Tyrannei auch so sehr hasste, dass er ihnen keine Möglichkeit auf Umkehr und Vergebung geben wollte. Auf jeden Fall führte dieser Auftrag ins Ungewisse, den Jona erhält von Gott keine Information über den Ausgang.

Wohin sollte ich fliehen vor deinem Geist, und wo könnte ich deiner Gegenwart entrinnen?

Psalm 139, 7

Jona entschied sich für den vermeintlich einfachsten Weg. Die Flucht vor der Verantwortung, aber auch die Flucht vor seinem Gott und Schöpfer. Das Maß seiner Verzweiflung gipfelt in dem Wunsch, dass ihn die Schiffsleute über Bord werfen, nachdem Gott das Schiff, auf dem er sich befand, durch einen großen Sturm an den Rand des Zerberstens brachte.

Gott gibt Jona dennoch nicht auf. Es wäre für ihn ein leichtes jemand anderes nach Ninive zu senden, aber er geht hier im Äußersten seinem verirrten Jona nach. Auch wenn dies nicht bedeutet, dass er ihn nicht über die Grenze dessen führt, was er gerade noch ertragen kann, denn die Schiffsleute warfen Jona tatsächlich über Bord.

Der HERR ist denen nahe, die verzweifelt sind, und rettet diejenigen, die alle Hoffnung verloren haben.

Psalm 34, 19

Auch wenn dies kompletten Zerbruch bedeutet. Aber dort wo wir unseren eigenen Willen und die eigene Kraft loslassen, hat Gott die Möglichkeit ganz neu seine Liebe und seine Wunder zu offenbaren. Und für Gott ist es da eine Kleinigkeit einen großen Fisch als Wunder des Überlebens zu schicken. Im Angesicht des Todes erlebt Jona das riesengroße Wunder seiner Rettung, jenseits menschlicher Möglichkeiten.
Jona erkennt und kehrt um zu Gott, und ist nun bereit seinen Auftrag zu erfüllen.

Entscheidend für Gottes Erbarmen ist die Umkehr aus tiefstem Herzen. Und dieses Erbarmen wird nicht nur Jona zuteil, sondern auch dem Volk von Ninive. Der König erließ eine Anordnung, das gesamte Volk sollte Fasten, sich in Bußgewänder kleiden, beten und von ihrer Bosheit und Sünde umkehren. Die wirkliche praktische Lebenswende und Umkehr von der Sünde bewegte Gottes Herz.

Aber es reicht nicht, nur auf die Botschaft zu hören - ihr müsst auch danach handeln! Sonst betrügt ihr euch nur selbst.

Jakobus 1, 22

Aber hier ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Den Jona lehnt Gottes barmherziges Handeln mit Ninive aus tiefstem Herzen ab. Er ist regelrecht außer sich vor Zorn darüber.
Wir haben hier keinen Übermenschen vor Augen, dem scheinbar alles gelingt, sondern einen Mann der sich authentisch seinen Gefühlen hingibt. Trotz seiner Ablehnung und Rebellion, bleibt er aber jetzt im Gespräch mit Gott und teilt ihm seine tiefsten Gedanken und Gefühle mit.

Und selbst jetzt gibt Gott seinen rebellischen Propheten nicht auf, sondern hinterfragt seinen Zorn. Gott sieht tiefer, er kennt die Herzen seiner Söhne & Töchter und er weiß, wie er uns erreichen kann. Mit einer Kette an weiteren Ereignissen will er Jonas Augen für die Wahrheit öffnen, mit dem Ergebnis, dass er nun zum dritten Mal den Wunsch äußert zu sterben und dass es sein Recht sei zornig zu sein. Jona steht spürbar an der äußersten Grenze, wo es nur zwei Möglichkeiten gibt: Zurück zu Gott oder endgültige Zerstörung dieses Weges.

Da sprach der HERR: Du hast Mitleid mit dem Rizinus, um den du dich doch nicht bemüht und den du nicht großgezogen hast, der in einer Nacht entstanden und in einer Nacht zugrunde gegangen ist. Und ich sollte kein Mitleid haben mit der großen Stadt Ninive, in der mehr als 120.000 Menschen sind, die ihre rechte Hand nicht von ihrer linken unterscheiden können, dazu so viel Vieh!

Jona 4, 10-11

Um ihn aus der Reserve zu locken gebraucht Gott den Strauch und den Wurm nicht nur um Jona den Spiegel vorzuhalten, sondern auch um ihm seine Gnade & Liebe zu zeigen, die auch ihm – Jona – gilt. Ein entscheidender Wesenszug von unserem Gott ist, er hat Erbarmen, nicht nur mit seinem Volk Israel, sondern mit allen Menschen, zu allen Zeiten.

Aber er hat Geduld mit euch und will nicht, dass auch nur einer von euch verloren geht. Jeder soll Gelegenheit haben, zu Gott umzukehren.

2. Petrus 3, 9

Mich bewegt es immer wieder, wenn Gott mir durch sein Wort begegnet und auch mir den Spiegel vorhält. Das auszuhalten und daraus zu lernen, braucht Mut. Mut zur Umkehr, mich in meinen festgefahrenen Vorstellungen überführen zu lassen, um dann umzukehren, neu zu lernen, zu überdenken, Fehler einzugestehen und um Vergebung zu bitten. Dabei können wir durch die Geschichte von Jona nicht nur für unsere Beziehung zu unserem Gott und Vater lernen, sondern auch für andere zwischenmenschliche Beziehungen. Es braucht Mut nach einem Konflikt den ersten Schritt zu machen und um Wiederherstellung der Beziehung besorgt zu sein. Es braucht Mut sich nicht aus Verantwortung und schwierigen Situationen zurückzuziehen, denn das raubt uns die Möglichkeit auf Wachstum. Es braucht Mut Vorurteile abzubauen und Menschen und Situationen mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Es braucht Mut andere an
meinem Zerbruch teilhaben zu lassen und ihnen dadurch einen Blick auf Gottes Möglichkeiten zu schenken. Es braucht Mut trotz leidvoller Situationen seinen Blick nach vorne zu richten und sich an der Hoffnung und an Gott festzuklammern. Mich wird die Geschichte von Jona noch einige Zeit begleiten, und ich möchte ganz besonders neu anknüpfen an Gottes Gnade und Liebe, die er mir durch Jesus Christus jeden Tag neu schenkt. Auch wenn ich seine Wege mit meinem Leben nicht überblicken kann, will ich ihm vertrauen, dass er sein gutes Werk, was er mit mir begonnen hat auch zu Ende führen wird.

Ich bin ganz sicher, dass Gott sein gutes Werk, das er bei euch begonnen hat, zu Ende führen wird, bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus kommt.

Philipper 1, 6

Und diese Hoffnung und dieses Vertrauen wünsche ich mir auch für Euch.

Vertraue auf den HERRN! Sei stark und mutig, vertraue auf den HERRN!

Psalm 27, 14

Ich wünsche Dir von Herzen, besser heute als morgen > Mut zur Umkehr:

♥ Mut für den ersten Schritt – hin zu Gott, unserem Vater, der uns so sehr liebt, dass er nichts unversucht lässt, damit wir zu ihm umkehren
♥ Mut Jesus rettende Gnade jeden Tag neu für sich in Anspruch zu nehmen und zu lernen, was es bedeutet, Sohn und Tochter Gottes zu sein
♥ Mut zur Korrektur, wenn Gott uns den Spiegel vorhält
♥ Mut zur Versöhnung in den Beziehungen die Wiederherstellung brauchen
♥ Mut zur Freude und zu einem bejahenden Lebensstill, der nach vorne ausgerichtet ist
♥ Mut zu Träumen, auch wenn nicht alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen
♥ Mut im Leben Verantwortung zu übernehmen, für Entscheidungen, Fehler, Aufgaben
♥ Mut Neues zu lernen und eigene Vorstellungen zu hinterfragen
♥ uvm.

Mit dir, mein Gott, kann ich über Mauern springen.

Psalm 18, 30

Marion, im September 2020


Fußnoten:
Liedempfehlungen:
“Gewagte Liebe” Urban Life Church "Reckless Love" Cory Asbury (https://www.youtube.com/watch?v=eDTQBy11uZs)
"Ich tauch ein" Urban Life Church / "Sinking Deep" Hillsong Young & Free (https://www.youtube.com/watch?v=giGljCCZJBQ)

Fotos:pixabay