Andacht Mai 2020

Das kann ruhig schon mal ins Auge gehen

Seht doch!

Er ist da Nun ist er da – der Monat Mai – der Wonnemonat.
Die langen und düsteren Wintermonate so ganz ohne Schnee sind endlich vorbei und auch der April hat Tschüss gesagt. Die Boten des Frühlings künden längst an, was jetzt unumkehrbar scheint und das unbändige Gefühl des Neubeginns ist nicht länger aufzuhalten. Die sich überall breit machende Aufbruchstimmung muss ja nicht gleich in den Frühjahrsputz einmünden, denn dazu hatten wir dieses Jahr während des sich ausbreitenden Covid-19 reichlich Gelegenheit und die Wohnungen dürften noch nie mehr geglänzt haben als heute. Viel spannender ist aber das zu erleben, was draußen gerade geschieht, wenn die Vögel schon früh morgens ihre wundervollen Lieder zum Besten geben und das Aufblühen der Natur uns ein farbenfrohes und großartiges Schauspiel präsentiert.

Das Auge weiß nicht, wohin es zuerst schauen soll, so viel Schönheit auf einmal. Blumen in den Gärten, auf den Wiesen und auch die Obstbäume zeigen uns mit ihrer Blütenpracht, ob die Obsternte wohl eine gute werden kann. Selbst die Modedesigner wissen um unsere Sehnsucht oder auch Schwächen und streuen jetzt bunte und helle Ware in die Märkte:
Blumen! Blumen auf Kleidern, Röcken, T-Shirts, Blusen und selbst vor Männerhemden machen sie (zum Glück nicht allzu oft) nicht halt.

Jesus verstand die Sprache der Blumen, so wie er auch die Kinder, die Kranken und Sünder verstand. Seine Sprache, sein Reden war oft in Bildern und Gleichnissen, aber nie durch die Blume sondern stets direkt und klar:

Seht doch die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eine. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen.

Matthäus 6, 28-30

Die Lilien auf dem Feld im Land Jesu hat man nicht in der Gärtnerei gekauft – sie blühten einfach auf dem Feld. Das war wie das Unkraut, mehr auch nicht. Vielleicht kann man es heute vergleichen mit Gänseblümchen, Löwenzahn, Margariten auf der Wiese oder Kornblumen am Rande des Feldes. Pflanzen, die scheinbar überflüssig sind, eher übersehen und nicht gebraucht werden. Schön vielleicht – das liegt im Auge des Betrachters. Und doch sagt Jesus: Seht sie euch an! Er hat sie einfach nur wunderschön gemacht. Einfach, weil er sie so wollte. Er fragte bei ihrer Erschaffung nicht nach dem Nutzen, nach Nutzungsmaximierung oder Mehrwert. Nein, sie arbeiten nicht, sie ernten nicht und doch versorgt der himmlische Vater sie. Vom Aufkeimen des Samens bis zur vollen Entfaltung ihrer Blüte, ist er für sie da – einfach so. Er wollte, dass sie da sind und dass sie so sind wie sie sind – einfach so.
Ja er wollte, dass wir da sind, weil er uns wollte und auch liebt. Genau das macht den Wert unseres Lebens aus. Wir sind nicht aus Nutzen und Notwendigkeit geboren- wir sind aus Liebe.

Und diese Liebe reicht so weit, dass Jesus uns geradezu auffordert, uns der Fürsorge des himmlischen Vaters anzuvertrauen. Seht doch! Euer himmlischer Vater sorgt für Euch!
Ganz einfach! Oder?

 

Uns allen steht das Wort Corona wie ein Monster vor Augen und oft können wir dieses Wort gar nicht mehr hören, weil es uns eben Sorgen macht. Nicht nur, dass wir selbst zu den Infizierten gehören könnten, sondern mit der Sorgenfrage: Was kommt da jetzt alles auf uns zu?  Klar doch, wir hatten auch vor Corona unsere Sorgen, unsere Wehwehchen unsere Klagen und Nöte. Aber sind nicht manche dieser Sorgen angesichts der neuen weltweiten Pandemie klein geworden oder gar ganz verschwunden. Plötzlich stehen wir vor teilweise leeren Supermarktregalen ohne die dringend benötigten und existenzwichtigen Lebensmittel wie Mehl, Babynahrung etc. (und Klopapier). Da machen sich schon mal Ängste breit und Fragen, welche Auswirkungen dies wohl auf meine Lebensumstände haben wird? Werde ich meinen Job und ein ausreichendes Einkommen behalten? Bekomme ich noch meine Rente, die den Lebensunterhalt sichert? Kann ich mir auch künftig die Hilfen leisten, wenn ich sie benötige?
Seht doch - sagt Jesus ganz banal, ganz klar und unverblümt: Wenn er schon die Lilie auf dem Felde versorgt, wie viel mehr wird er sich dann um euch, also um mich ganz persönlich kümmern?

Was für ein Versprechen. In Zeiten der Sicherheit, der besten Versorgung ist es leicht, so ein Versprechen anzunehmen. Gerade jetzt aber, in unsicherer gewordenen Zeiten, wenn uns Existenzängste bedrängen, können -oder besser dürfen- wir es neu lernen, diese Zusage unseres himmlischen Vaters zu buchstabieren – jeden Tag, damit es sich festsetzt in unserem Herzen.

Des Herrn Wort ist wahrhaftig und was er zusagt, hält er gewiss.

Psalm 33,4

Isolde & Werner, im Mai 2020


Fußnoten:
Fotos: pixabay, privat