Andacht Oktober 2020

Ein leichtes Joch?!

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure  Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht." (Matthäus 11,28-30)

Du kennst ihn sicher auch, den ersten Teil des obigen Bibelverses. Er ist uns vertraut, er bringt uns Hoffnung, macht uns Mut. In der vergangenen Zeit kam mir in einer auffälligen Regelmäßigkeit eher der zweite Teil dieser Verse vor Augen. Ich muss gestehen, ich kannte ihn so in Verbindung nicht… und so richtig „schmecken“, tut er mir auch nicht. Schon schwerere Kost als der erste Teil…

Wenn du das Wort „Joch" hörst, was kommt dir da in den Sinn? Ist es für dich emotional besetzt? Erinnert es sich an etwas aus deinem Alltag oder der Landwirtschaft, der fernen Welt oder gar der Sklaverei? Irgendwie aber vermutlich wohl eher eine Assoziation mit einem schweren Gewicht, das zu tragen ist.

Jesus aber scheint hier anders zu denken, es hört sich nicht nach Schwere an:  „Das Joch, das ich euch auflege, ist leicht, und was ich von euch verlange, ist nicht schwer zu erfüllen", heißt es in einer anderen Übersetzung.

Das Joch, von dem Jesus hier spricht, ist das, was man oben auf dem Bild sieht:  Es sollte zwei Ochsen so miteinander zu verbinden, dass sie zusammen pflügen konnten. Jesus will hier also ausdrücken, dass ER und ich (oder DU) zusammen verbunden sind, um das Joch gemeinsam zu tragen.

Da ich mich also in der Landwirtschaft absolut nicht auskenne, habe ich mal ein bisschen geforscht. Folgende Erkenntnisse konnte ich gewinnen:

  • Ein Joch ist ein Balken, der zwei Tieren über den Nacken gelegt wird. Hin und wieder auch ein Balken, den sich Menschen über die Schulter legen, z.B. zum Wasserholen.
  • In der Mitte des Balkens ist ein Zugseil, an dem die Last, die zu tragen / ziehen ist, befestig wird.
  • In einem Joch wurden möglichst ein älteres, erfahreneres Tier und ein jüngeres, das noch lernen sollte, gemeinsam eingespannt. Das jüngere Tier konnte so lernen, wie die Zugkraft richtig eingesetzt wird, welches Tempo das richtige ist und wie man die Richtung richtig hält und dem Bauern folgt.
  • Ein Pflug, der mit einem Joch betrieben, gesteuert wird, kann sich nur um EINE Furche kümmern, nie auch noch gleichzeitig um andere Gebiete.

Wenn ich diese Erkenntnis jetzt auf den Vers übertrage und Jesus und mich in dem Joch nebeneinander sehe, ihn natürlich als den, von dem ich lernen kann, dann hieße das:  ER trägt die Last. ER leitet mich, ER zieht den Pflug und auch mich vorwärts, ER geht voran und bringt mich in der richtigen Richtung und dem passenden Tempo voran.

Ich lerne also mein Joch zu tragen, indem Jesus mit mir geht und mich lehrt,  dass ER mit mir zusammen trägt. Er trägt mindestens die Hälfte der Last, eher mehr.

„Lernt von mir!“, sagt Jesus, der uns nicht überfordern, sondern sanftmütig führen möchte. Er ermuntert uns, mit ihm in seinem Tempo und Schritt zu gehen, nicht langsamer, aber auch nicht schneller. Er verspricht, dass wir dann Ruhe für unsere Seelen finden.

Sanftmütig und demütig – sind das Attribute, mit denen du dich auch beschreiben würdest?

Vermutlich geht es dir wie mir… Mit Jesus vergleichen, können wir uns nicht. In uns blüht trotz mancher Demut vermutlich auch immer wieder Egoismus, statt Sanftmütigkeit blitzt auch immer wieder Ungeduld oder Zorn hervor. Wir können unser Leben also nicht WIE Jesus gestalten, dazu sind wir einfach nur Mensch.  Aber wir können es MIT ihm gestalten, der Gott und Mensch zugleich war.

Gott wünscht sich nichts sehnlicher, als dass wir wachsen und ihm ähnlicher werden. Aus diesem Grund verspricht er, dass er uns nicht überfordert, sondern uns hilft, die Lasten zu ziehen, die diese Welt und unser Leben bereithalten. „Ich helfe Euch, die Lasten zu ziehen, die sowieso schon da sind!“, ruft er uns zu. Er verspricht nicht, die Lasten (welcher Art auch immer) von uns wegzunehmen, er streckt uns die Hand hin und will mit uns Seite an Seite die Last gemeinsam ziehen und dabei richtungsweisend sein.

Gott kennt uns. Er kennt unsere Gaben, unsere Beschränkungen. Er ist unser Schöpfer, der uns liebt. Aus dieser Liebe heraus und gerade, weil er uns so gut kennt, können wir darauf vertrauen, dass er unsere Lastenschulter nicht über Gebühr beansprucht. „Meine Last ist leicht“, kommt uns vielleicht nicht immer so vor, aber Jesus weiß, welches Gewicht er uns zumuten und mit uns gemeinsam tragen kann.

Gott bietet uns an, mit uns unseren Lastenkarren zu ziehen. Er zeigt uns, welche Furche die ist, die als nächstes dran ist. Er will den Platz neben uns einnehmen… Lassen wir das zu? Es ist so schwer, Jesus einfach „machen“ zu lassen und nicht selbst der Macher zu sein.

 

Die Gute Nachricht übersetzt folgendermaßen:

„Kommt alle zu mir; ich will euch die Last abnehmen! Ich quäle euch nicht und sehe auf niemand herab. Stellt euch unter meine Leitung und lernt bei mir; dann findet euer Leben Erfüllung. Was ich anordne, ist gut für euch, und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last.“

Ein Leben mit Erfüllung, da sind wir eigentlich alle auf der Suche. Jesus verspricht, wenn wir mit IHM gehen, dass er mit uns die Last trägt, er uns hilft, erfüllt zu leben.  Wenn wir mit IHM Schritt halten,  hilft er uns leben zu lernen.

Was für ein Versprechen! Wer wird da nicht gleich zugreifen?

Aber wie sieht es im realen Leben aus… Was brauche ich, um Schritt zu halten, mich mit Jesus in ein Joch spannen zu lassen, IHM die Führung zu überlassen?  Ich muss IHM bedingungslos vertrauen, ich muss bereit sein, loszulassen. Nur wenn ich loslasse, vertraue, kann ich also ein Leben der Fülle erleben… Nur wenn ich mich Jesus ganz hingebe… Nur dann findet meine Seele Ruhe, Ruhe in IHM, wenn ER dich erfüllen darf.

Upss… Loslassen, grenzenloses Vertrauen!? Da ist es wieder… Einer meiner größten Herausforderungen im Leben… In deinem vielleicht auch?

Ich möchte, gerade auch in meinen Lastenfragen, Jesus mehr Raum neben mir einräumen. Ich möchte lernen, bewusst zur Seite zu rutschen, um ihm den Platz anzubieten, der dem erfahrenen
Jochsteuerer gehört. Diesen Vertrauensschritt möchte ich wagen und schauen, welche Richtung, welches Tempo Jesus einschlägt, um mit mir Schulter an Schulter das Joch zu tragen.

Seid gesegnet und behütet