Andacht November 2020
Bitterkeit
„Lass mich nicht bitter werden“
diesen Wunsch hatte ich an Gott, als ich ahnte, dass der Kinderwunsch sich nicht erfüllen wird.
Was haben wir geplant, gelacht, geträumt, sangen Dankeslieder. Und dann, je länger es dauerte, je zäher zogen sich die Monate.
Das Leben schmeckte nicht mehr süß, es bekam einen bitteren Beigeschmack.
Auch wenn es gesund sein mag, so isst man Bitteres nicht gerne.
Nicht immer lässt sich Bitterkeit in unserem Leben vermeiden.
Und Mose ließ Israel vom Schilfmeer aufbrechen, und sie zogen hinaus in die Wüste Schur und wanderten drei Tage in der Wüste und fanden kein Wasser. Da kamen sie nach Mara, aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, denn es war bitter. Darum gab man dem Ort den Namen Mara. Und das Volk murrte gegen Mose: Was sollen wir trinken?
Das Schilfmeer durchquert, die Ägypter besiegt – was soll noch kommen?
Motiviert und noch mit dem Danklied auf den Lippen gehen sie los.
Innerhalb von drei Tagen änderte sich alles.
Wie schnell vergesse auch ich das Gute, die Hilfe, die Rettung aus der Not.
Wenn sich Vorstellungen nicht erfüllen, wenn Träume zerplatzen, dann wird es zäh. Unzufriedenheit macht sich breit – auch Zweifel an Gott.
Wo wird meine Sehnsucht gestillt? Will Gott mir helfen? Kann er mir helfen?
Fragen und Zweifel, Unzufriedenheit und Gemurre das sind gute Nährböden für die Wurzel der Bitterkeit.
Während wir uns oft selbst in die Bitterkeit hineinmanövrieren, kamen die Israeliten direkt an den Ort der Bitterkeit.
Bitteres Wasser stillt nicht den Durst.
Bitteres Wasser ist ungenießbar.
Auch ich werde ungenießbar, wenn Bitterkeit in meinem Herzen wurzelt.
Mose zieht die Reißleine, er tut das einzig Richtige.
Da schrie er zum HERRN, und der HERR zeigte ihm ein Stück Holz; das warf er ins Wasser, und das Wasser wurde süß. Dort legte er Ordnung und Recht für es fest, und dort prüfte er es, und er sprach: Wenn du willig auf die Stimme des HERRN, deines Gottes, hörst und tust, was in seinen Augen recht ist, seinen Geboten gehorchst und all seine Ordnungen hältst, dann werde ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der HERR, der dich heilt.
Bringe ich das Bittere meines Lebens zu Gott?
Klage ich IHM mein Leid, meinen Schmerz, meine Sehnsucht?
„Er hört dein Gebet, hört auf dein Gebet.
Er versteht was sein Kind bewegt, Gott hört dein Gebet.“
So heißt es in einem Lied1. Nicht immer fällt es uns leicht, das zu glauben.
Dennoch ist es Gottes Versprechen an uns.
ER hört mich! ER hört mein Gebet, meinen Schrei, den Schmerz, der mich bitter werden lässt.
„Und der HERR zeigte ihm ein Stück Holz“
Auch mir muss dieses Stück Holz gezeigt werden.
Auch mich muss Gott immer wieder auf das Holzkreuz, auf Jesus aufmerksam machen.
Jesus, der für meine Sünden starb.
Bei IHM und durch IHN darf mein unzufriedenes und bitter gewordenes Herz heil werden.
Gott spricht mir zu:
„Ich bin der HERR, der dich heilt“
Es ist ein Versprechen das mir gilt - immer!
Er verspricht uns nicht, dass wir nicht mehr krank werden, oder dass er jede Krankheit heilt. Dennoch ist er der Gott, der Wunder tut. Ob es um einen kranken Körper, um eine kranke Seele oder Beziehung geht, er ist unser persönlicher Arzt, der keinen Fehler macht, auch wenn wir es manchmal denken. ER führt in eine neue Oase.2
Hat Gott mein Gebet von damals erhört?
Hat Gott SEIN Versprechen gehalten?
Über die letzten Jahre merke ich, dass ich dankbar bin. Dankbar für viele kleine und große Geschenke, die Gott mir im Alltag und in meinem Leben zukommen lässt.
Nicht unbedingt dankbar für die Kinderlosigkeit, aber dankbar für viele tolle Begegnungen und Erlebnisse, die es mit Kindern so vielleicht nicht gegeben hätte.
Für heute sage ich, JA, Gott hat mein Gebet erhört.
Dennoch weiß ich, dass ich wachsam sein muß und auch wachsam sein will, so dass die Bitterkeit nicht doch irgendwann ihre Wurzeln tief in mich hineingräbt.
Und wenn sie mich doch befällt, will ich wie Mose zu Gott rufen, IHN anrufen, mich auf SEINE Hilfe verlassen und erleben, wie er mich wieder und wieder in SEIN verheißenes Land der Zufriedenheit und Ruhe führt.
Simone, im November 2020
Quellen:
1) Text und Melodie: Mark Heard 1983 / Text: Christoph Zehendner 1987
2) Zeit mit Gott 04/2014 (Diakonissenmutterhaus Aidlingen)
Bilder:
godline.de
pixnio.com