Andacht März 2020
Der Herr ist unser Hirte
Der Herr ist unser Hirte. Immer wieder bewegt mich dieses Bild und die Verse, in denen so viel mehr steckt als weiße wollige Schafe auf der Wiese, die von ihrem Hirten bewacht werden. Nach alttestamentlichem Sprachgebrauch und Vorstellungswelt ist Hirte ein Titel für den König. Jesus selbst hat von sich gesagt „Ich bin der gute Hirte“. Seine Hirtenliebe war so groß, dass er sein Leben für uns gegeben hat. Er ist voller Fürsorge und Liebe für seine Schafe und er möchte, sie auf guten, sicheren Wegen geleiten. In seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung wurde uns alles geschenkt, was wir für unser Leben brauchen. Mit Ewigkeitsperspektive. Denn was ist das Leben ohne seine rettende Gnade und Liebe?
Uns wird es an nichts mangeln. An diesem Vers könnten wir uns stoßen, denn wir kennen Mangel, wir wissen wie er sich anfühlt! Keine Kinder bekommen zu können, ist ein schmerzhafter großer Mangel in unserem Leben. Gott traut uns hier eine ganz besondere Wegführung zu, die schmerzt und für uns unverständlich ist. Aus unserer Sicht ist das Leben ohne Kind, ein Leben mit Lücke. Durch diese Lücke müssen wir uns der Frage stellen: Vertraue ich Gott trotz allem? Glaube ich, dass er meinem Mangel begegnet und ihn auf seine Weise stillt? Es gibt keinen Lückenfüller für ein nicht geborenes Kind, aber dennoch glaube ich, dass Gott unseren Schmerz sieht und dass er uns auf andere Weise ein erfülltes Leben schenken möchte.
Und wir wissen, dass für die, die Gott lieben und nach seinem Willen zu ihm gehören, alles zum Guten führt
Unser Mangel der Kinderlosigkeit, ist also, so schmerzlich es ist, ein Puzzleteil in Gottes großem Ganzen. Dass uns etwas zum Besten dient, heißt nicht, dass es nur für uns alleine gut ist. Gott sieht weiter, er sieht das gesamte Bild. Unser Mangel, mit dem er uns zutraut zu leben, dient vielleicht einer anderen Situation, anderen Menschen, … oder aber auch doch uns selbst zum Besten. Aber Gott lässt uns mit dem Mangel nicht alleine. Er ist da, um mit uns durch den Schmerz des Mangels zu gehen. Er will unseren Mangel füllen, auf seine Weise. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Was heißt das in deinem Leben?
Dieses Vertrauen und diese Hoffnung, dass Gott uns trotz unseres Mangels ein Leben in Fülle geben möchte, dass uns alles zum Besten dienen soll, dürfen wir als Christen haben. Natürlich nicht ohne immer wieder diesen Schmerz genauso zu spüren, aber dennoch im Glauben darauf, dass Jesus uns auf einer grünen Aue weiden und uns zu frischem Wasser führen wird. Er will und wird unsere Seele erquicken, immer wieder neu, wenn wir uns nach ihm ausstrecken und ihm vertrauen. Jesus will uns aus unserem Mangel heraus zum Segen setzen, für andere Menschen und Situationen in unserem Umfeld. Er gebraucht vielleicht gerade den Umstand der Kinderlosigkeit, um Segen zu säen. Diese Idee schmerzt, denn wie gerne hätten wir Kinder und würden ihnen unsere Zeit und Geduld, unsere Liebe widmen, aber: In seiner Gegenwart dürfen wir zur Ruhe kommen, heilwerden und uns zurüsten lassen, durch sein Wort und seine Kraft über unserem Leben. Er erquickt unsere Seele mit Augenblicken voller Liebe und Freude. Nie wird er müde uns aus seinem Reichtum zu beschenken.
Er ist an unserer Seite. Sein Stecken und sein Stab trösten uns. Und ja, es gibt schwierige Zeiten, finstere Täler und dennoch brauchen wir uns davor nicht zu fürchten, weil er uns – um seines Namens Willen – führt und leitet auf seinem gutem Weg. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Nicht nur in Bezug auf unsere Beziehung zum Vater im Himmel, sondern auch als Maßstab für unsere Leben hier auf Erden. Auch wenn wir manche Wegführungen nicht verstehen, weil es Gottes Gedanken und Wegplanungen sind, so dürfen wir dennoch seiner Leitung vertrauen.
Er bereitet uns einen Tisch im Angesicht unserer Feinde. Wir leben in einer Gesellschaft wo die traditionellen Werte von Familie, Ehe, Partnerschaft, Lebensschutz und auch dem Evangelium immer mehr verwischt werden. Grenzen setzen, Meinung äußern, Werte leben, Ehe fördern, das Leben schützen, all das was wir auch im Wort Gottes lesen als Richtschnur für unser Leben, ist angegriffen von einer individualistischen Gesellschaft, die so sehr auf ihre Selbstbestimmtheit pocht, dass sie ihren Halt verliert. Alles ist möglich, alles ist erlaubt – nur ist es auch gut für mich? Für meine Identität und Persönlichkeit? Solange wir hier auf der Erde leben sind wir in diesen Kampf gestellt, zwischen der Welt und dem was Gott sagt. Hier sind wir als kinderlose Ehepaare manchmal besonders gefordert, nicht nur in den Fragen der Reproduktionsmedizin… Auch im ganz praktischen Umfeld, wenn alle auf Kinder warten und unsere Ehe in dieser zehrenden Zeit besonders belastet ist. Da ist der Neid, wenn andere von ihrer Schwangerschaft berichten … da sind die düsteren Gedanken, wenn gerade ein Kind geboren wurde, das nun den Namen trägt, den man selbst insgeheim ins Auge gefasst hatte. Vielleicht ist auch der Zweifel an der Ehe da, wenn man sich gerade vielleicht nicht als Einheit fühlt, weil der Ehepartner so anders mit dem Schmerz umgeht, so andere Wünsche hat, sich vielleicht abkapselt, nicht redet… Diese Gefühle dürfen sein, sie sind da und haben ihre Berechtigung.
Aber lass sie nicht bei dir, bleib hier nicht stehen! Gib sie an Gott ab, du darfst klagen und zweifeln, Gott hält es aus! Er will bei dir sein und dich in deiner Wüste tragen. Mach dir immer wieder bewusst, der Weg alleine ist schwer, such dir Vertraute um dich herum, die dich und euch als Ehepaar begleiten, trösten und ermutigen. Gemeinsam und mit Jesus in der Mitte können wir dem Feind trotzen, der uns einreden will, dass unsere Ehe dieser Belastung nicht standhält und unser Leben ohne Kind(er) wertlos ist.
Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine. Doch wie schlecht steht es um den, der alleine ist, wenn er hinfällt! Niemand ist da, der ihm wieder aufhilft! Wenn zwei in der Kälte zusammenliegen, wärmt einer den anderen, doch wie soll einer allein warm werden? Einer kann leicht überwältigt werden, doch zwei sind dem Angriff gewachsen. Man sagt ja auch: »Ein Seil aus drei Schnüren reißt nicht so schnell!«
Jesus salbt unser Haupt mit Öl und schenkt uns voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden uns folgen, unser Leben lang – mitten in den Tälern, im Leid, in den Schwierigkeiten, aber auch an den guten Tagen. Er ist da, an unserer Seite und er ist das wichtigste in unserem Leben, der Mittelpunkt. In jeglicher Lebenssituation ist es wichtig, dass wir unseren Blick immer wieder auf ihn richten und uns von seinem guten Heiligen Geist führen lassen.
Vieles, was Gott uns zutraut, verstehen wir erst im Rückblick, vielleicht auch nie hier auf Erden, sondern erst in der Ewigkeit. Im tiefen Schmerz, sei es die Kinderlosigkeit oder eine andere Lebenswüste, ist das Verstehen und Annehmen der Situation das schwerste und ein langer Weg. Sei nicht entmutigt, wenn du das Gefühl hast, die Durststrecke ist kaum zu ertragen. Jesus sieht dich und er leidet mit dir. Er will dein Hirte sein und dich gerade in diesen schweren Momenten führen und leiten. Versuch trotz allem Schmerz, ihn nicht loszulassen. Schau zu ihm auf und erbitte von ihm, was du brauchst. ER kann und will es dir geben, wenn es dir zum Besten dient.
Seid gesegnet, ganz persönlich, aber auch als Ehepaar, von Gottes unerschöpflicher Kraft und Stärke, von seinem Heiligen Geist, der in Euch wohnt und ganz besonders von Jesus Christus, unserem Herrn und Retter, dem Hirten unseres Lebens.