Andacht Januar 2020

Glaube so gross wie ein Senfkorn

Wieder liegt ein Jahr hinter uns und das neue Jahr liegt wie ein ungeöffnetes Buch vor uns. Gerne nutzen wir als Ehepaar die Zeit rund um den Jahreswechsel für einen Rück- und Ausblick. Wofür sind wir dankbar? Was hat uns im zurückliegenden Jahr bewegt und was sind unsere Gedanken, Wünsche und vielleicht auch Vorsätze für das neue Jahr. Dabei fällt mein Blick auf die Jahreslosung vom letzten Jahr. „

Suche Frieden und jage ihm nach.“
~Psalm 34,15~


Hattet Ihr ein friedvolles Jahr oder stand doch eher die Suche nach diesem im Vordergrund?
Gab es Situationen in Euren letzten Monaten, wo Ihr trotz Not und Herausforderungen den tiefen Frieden Gottes spüren und leben konntet?

 

An dieser Stelle ein kleiner Einwurf aus meiner Andacht vom letzten Januar:

Gottes Frieden ist eine feste Zuversicht in allen Lebensumständen, die in uns zu einer Quelle wird, uns erfüllt und übersprudelt, hinein in unsere Beziehungen, Freundschaften und somit auch in unsere Welt.“


Doch wenn der Vater den Ratgeber als meinen Stellvertreter schickt - und damit meine ich den Heiligen Geist -, wird er euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Ich lasse euch ein Geschenk zurück - meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst. 
Johannes 14, 26+27

Mich bewegen diese Zeilen sehr, gerade auch im Zusammenhang mit dem neuen Vers für dieses Jahr. Wenn ich auf das letzte Jahr zurückblicke, dann gab es da einige verzweifelte Momente voller Fragen und Unsicherheit über deren Ausgehen. Den Frieden darüber bzw. Momente des Friedens musste ich mir tatsächlich gefühlt erjagen und suchen. Wie dankbar bin ich Jesus, dass er mir mit meinem Ehemann ein großes Vorbild und Ermutiger zur Seite gestellt hat, der diesen Frieden und die feste Zuversicht leben konnte und mir half, meinen Blickwinkel zu verändern und zu korrigieren. Ich glaube fest daran, dass Gott mich in seinen liebenden Armen hält und auch, dass er einen guten Plan für mein Leben hat, aber dennoch hatte ich in den Situationen einen Tunnelblick auf die Probleme und Sorgen, die sich mir stellten. Daran merke ich, dass ich trotz vieler wertvoller und wunderbarer Erfahrungen mit Jesus, jeden Tag aufs Neue von seiner Gnade und Hilfe abhängig bin.

Ich glaube - hilf meinem Unglauben. MK 9,24

Tief in mir spüre ich ein Urvertrauen in Gottes Gnade und Liebe und ich denke, dass mir das im letzten Jahr sehr geholfen hat, nicht im Tunnel stecken zu bleiben, sondern immer wieder Gottes Hand zu ergreifen und den nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Dennoch sind diese Momente des »Ich glaube – hilf meinem Unglauben« immer wieder greifbar da, und wenn es auch nur ein Anflug eines Gedankens ist.

Die Geschichte rund um unseren neuen Jahresvers ist sehr bewegend. Ein Mann brachte seinen seit Kindheit an von einem bösen Geist besessenen Sohn zu Jesus Jüngern, damit diese den Geist austreiben, aber es gelang ihnen nicht.

Darüber entstand eine große Aufregung und Diskussion in der Volksmenge und die Jünger stritten sich mit den anwesenden Schriftgelehrten.
Eine rundherum negative und hoffnungslose Atmosphäre: der Vater dessen Hoffnung auf den ersten Blick zerstört wurde; sein kranker Sohn der immer wieder von dem unreinen Geist in lebensbedrohliche Situationen gebracht wurde; die Jünger die ratlos und entmutigt versuchten zu helfen und die Schriftgelehrten, die die Jünger und ihren Meister in Frage stellten.

Jesus, der zuvor zusammen mit Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg seiner Verklärung war, kommt nun in diese Situation und der Vater schildert die Not seines Sohnes und das Versagen der Jünger. Diese Situation bildet den kompletten Gegensatz zu dem zuvor besonderen und heiligen Erleben auf dem Berg und Jesus ist über den mangelnden Glauben der Menge und das Unvermögen seiner Jünger sehr enttäuscht und befahl den Jungen zu ihm zu bringen.

„Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges Geschlecht! Wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!“

Diese Situation erinnert an Mose, als er vom Berg Sinai herabkam und im Lager der Israeliten Unglauben und Treulosigkeit vorfand (2. Mose 32).

„Und er fragte den Vater: Wie lange geht es ihm schon so? Er sprach: Von Kindheit an; und er hat ihn oft ins Feuer und ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen; doch wenn du etwas kannst, so erbarme dich über uns und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du kannst — alles ist möglich dem, der glaubt! Und sogleich rief der Vater des Knaben mit Tränen und sprach: Ich glaube, Herr; hilf meinem Unglauben!“

Die Unfähigkeit der Jünger zu helfen und die daraus resultierende hoffnungslose Atmosphäre hatten den Glauben des Vaters schwer erschüttert. Er erkennt seine tiefe innere persönliche Not, den Kampf zwischen dem kleinen Funken Glauben und Hoffnung, gegenüber dem Zweifel und dem offensichtlich Unmöglichen. Jesus Worte wecken nicht nur den Glauben, sie decken auch den Unglauben auf. Wie ein Ertrinkender klammert er sich in letzter Verzweiflung an Jesus und daran, was er bisher über ihn wunderbares gehört hat.  Der Vater ist noch im Glauben hilfsbedürftig: »Hilf mir gegen mich selbst, von dir allein bin ich abhängig.«

Daraufhin bedrohte Jesus den unreinen Geist und dieser fuhr aus dem Jungen aus. Jesus ergriff sodann seine Hand und richtete ihn auf.

Als die Jünger später mit Jesus alleine waren, fragten sie ihn, warum sie den Geist nicht selber austreiben konnten und er antwortete, dass diese Art nur mit Gebet ausfahren kann (in manchen Übersetzungen wird das Gebet mit Fasten ergänzt).  Gut möglich, dass sich die Jünger auf frühere Erfolge verlassen haben (Mk 6,7 und 6,13) und sich nicht vertrauensvoll im Gebet an Gott gewandt haben. In Jesus Abwesenheit waren die Jünger, wie alle anderen Menschen darauf angewiesen, aus dem Glauben an Gott heraus, wie er im Gebet zum Ausdruck kommt, zu leben und zu arbeiten. Die Situation endete aber nicht mit einem Vorwurf von Jesus an die Jünger, sondern mit einer Belehrung. Trotz ihres Scheiterns setzt sich ihre Jüngerschaft intensiv fort und wird nicht abgebrochen.

In den Parallelstellen der beiden Evangelien Matthäus 17,14-21 und Lukas 9, 37-43 lesen wir als ergänzenden Grund für den Misserfolg, den mangelnden Glauben und Jesus ergänzt dieses mit dem folgenden Vergleich:

Ich sage euch: Selbst wenn euer Glaube nur so groß ist wie ein Senfkorn, könnt ihr zu diesem Berg sagen: ›Rücke von hier nach dort‹ und er wird dorthin rücken. Nichts wird euch unmöglich sein.

In Lukas lesen wir:

Selbst wenn euer Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum hier sagen: ›Heb dich samt deinen Wurzeln aus der Erde und verpflanze dich ins Meer‹ und er würde euch gehorchen.«

Wenn ich auf meinen persönlichen Jahresrückblick schaue, hält mir diese Begebenheit schon sehr den Spiegel vor. Meine Momente voller Unsicherheit, wo ich am Senfkornglauben ebenfalls gescheitert bin. Demgegenüber spürte ich dennoch immer wieder diese tiefe Zuversicht, dass Gott größer ist als jeder Berg der vor mir liegt. Darin merke ich, dass mein Leben vollkommen von der Gnade Gottes abhängt. Ich brauche seine Hilfe, dass mein Glaube wächst und stark wird und ganz klar, auch ich muss meinen Teil dazu beitragen. Mich ausstrecken jeden Tag aufs Neue nach seiner Gegenwart und Liebe. Sein Wort verinnerlichen und leben, mich dem Veränderungsprozess ausliefern. Ein Wachsen im Glauben als ständiger Prozess der täglichen Erneuerung meines Vertrauens auf Jesus. Mit dem Wissen, dass dies gerade in den Tälern meines Lebens passiert.

Ich glaube - hilf meinem Unglauben.

Markus 9, 24

Mich begeistert es, dass ich als Tochter Gottes immer weiter dazulernen darf und dass ich trotz meines Versagens immer wieder anknüpfen kann an seine Liebe, Gegenwart und Vergebung. Was mir besonders wichtig geworden ist für das vor mir liegende Jahr, dass ich mir noch mehr bewusst werde, was Gott bereits in meinem Leben für Wunder gewirkt hat, wo er Gebete erhört und eingegriffen hat. Als Erinnerung für die Herausforderungen im neuen Jahr und um meinen Senfkornglauben zu stärken. Zum Abschluss mag ich dieses auch noch um ein paar weitere Punkte ergänzen, die mir beim Schreiben wichtig geworden sind:

  • Gebet & Gottes Gegenwart suchen (Bibel lesen, Lobpreis, Stille, Natur ...) - Eph. 3,12
  • Gottes Wort „hören“ (Predigten, Zeugnisse, Bibel laut lesen ...…) - Röm. 10,17
  • Achtsamkeit auf die Impulse vom Hl. Geist - Röm. 15,13
  • Umfeld des Glaubens (Menschen mit denen ich im Glauben unterwegs sein kann) - 1. Kor. 14,26
  • Aktiv werden und mit meinen Gaben dienen (ermutigt mein Gegenüber und mich selbst)
  • Buße & Vergebung (täglich neu an Gottes Gnade anknüpfen, trotz Versagens) - 1. Joh 1,9
  • Glaubensvorbilder suchen und selber Glaubensvorbild werden - Hebr. 12,1-2
  • Persönliches Zeugnis (Gottes Wunder in meinem Leben aufschreiben) - Röm 8,37
  • Lernen täglich in der Waffenrüstung Gottes zu leben - Eph. 6
  • Herausforderungen formen und schleifen mich - 1 Petr. 1,7

Wie Ihr seht, steckt in dem Text rund um unsere neue Jahreslosung viel Potential für weitere tiefgehende Gedanken im neuen Jahr. Ich wünsche Euch von Herzen, dass Ihr trotz »Ich glaube – hilf meinem Unglauben« Momenten spüren könnt, dass Gott an Eurer Seite ist und er Euch die Kraft schenkt, die Ihr braucht, um diese zu überwinden und um im Glauben zu wachsen. Gott segne & behüte Euch.

„Haltet fest und werft euer Vertrauen nicht weg ….  Werft dieses Vertrauen auf den Herrn nicht weg, was immer auch geschieht, sondern denkt an die große Belohnung, die damit verbunden ist!“ 
Hebr. 10,35

Marion im Januar 2020


Fußnoten:
Fotos: pixabay.com, privat