Andacht Mai 2019
Leben in Fülle
"An und für sich sein – heute ist mein Tag! Im Kalender für mich freigehalten. Heute werde ich uneingeschränkt freundlich zu mir sein, Gutes über mich denken und Schönes mit mir unternehmen. Frühstück in der Morgensonne. Spaziergang durch blühende Obstbaumplantagen. Lesen im Windschatten. Schreiben, Musik hören, mich treiben lassen. Tiefseufzertage.“
(Bianka Bleier)
Tiefseufzertage mitten im Alltag, in den Krisen unseres Lebens, aus der Fülle schöpfen, sich bewusst Zeit nehmen und ausbrechen aus dem, was mich gerade antreibt, umtreibt, herausfordert und überlastet.
Auch ich habe mir in den letzten Wochen immer mal wieder so kleine Tiefseufzermomente gegönnt. Ehrlich gesagt, fällt es mir nicht leicht, mir diese selber zuzugestehen, zu sehr bin ich von Leistung und Schaffen müssen, Verantwortungsbewusstsein geprägt. Aber verschiedene Lebensumstände haben mein persönliches Maß doch empfindlich an ihre Grenzen gebracht. Und ich merke, wie wichtig ein bewusstes STOP und das Einräumen persönlicher Grenzen ist. Selbstfürsorge tragen und sich Gutes zugestehen. Besonders dann, wenn die Umstände einem jegliche Freude und Zuversicht rauben möchten.
Mitten hinein in das Chaos meiner Umstände, brachte mich dann folgender Vers aus Johannes 10 zum Nachdenken:
„Ein Dieb will rauben, morden und zerstören. Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken“.
Wie passend denke ich, denn der Teufel lässt nichts unversucht, uns durch äußere Umstände und Nöte die Freude, Hoffnung und Zuversicht im Leben zu rauben. Dem gegenüber steht aber die Zusage und Verheißung von Jesus, dass er unser Herr und Hirte sein möchte, um uns ein Leben in Fülle zu schenken. In anderen Übersetzungen heißt es auch „Leben im Überfluss“ oder „Leben zur Genüge“.
Im bekannten Psalm 23 „der Herr ist mein Hirte“ lesen wir auch von dieser Fülle:
„Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“
In einer anderen Übersetzung heißt es auch „mein Becher fließt über“ oder „du überschüttest mich mit Segen“.
Das Leben das Jesus uns schenkt ist überaus reich und erfüllt; es ist ewig und beginnt unmittelbar, wenn wir uns auf ihn einlassen und ihn zum Herrn unseres Lebens machen. In Jesus finden wir überfließende Vergebung, Liebe und Annahme und dies hat Auswirkungen auf mein Leben im Hier und Jetzt. Ich brauche nicht erst auf die Ewigkeit zu warten, um Gottes Fülle in meinem Leben zu erleben.
Aber was genau bedeutet diese Fülle für mich ganz persönlich?
Welche Erwartungen habe ich an mein Leben?
Die Erfüllung aller meiner Wünsche und Träume?
Und was ist, wenn ich Mangel und Leid erfahre?
Im Alten Testament lesen wir in 1. Mose 30-50 die Geschichte von Josef. Als Jugendlicher führten sein Stolz und sein natürliches Selbstbewusstsein zu großen Spannungen mit seinen Brüdern. Dies wurde dadurch verstärkt, dass er der Lieblingssohn des Vaters war. So schmiedeten die Brüder einen Plan gegen ihn und er landete als Sklave in Ägypten. Doch aufgrund seiner persönlichen Beziehung zu Gott und seiner hoffnungsvollen, positiven Einstellung machte er das Beste aus seinen Umständen. Er stieg vom Sklaven zum Stellvertreter des Pharaos auf und rettete damit dem Volk von Ägypten und auch seiner Familie das Leben. Josef wurde von seinen Brüdern verraten, er war sexueller Versuchung ausgesetzt und landete schließlich dafür im Gefängnis, obwohl er das Richtige getan hatte. Doch Gott war mit ihm und Josef konnte trotz der widrigen Umstände, durch seinen Fleiß, Gehorsam und sein Vertrauen in Gott zum zweitmächtigsten Mann Ägyptens wachsen.
Wenn wir einen ehrlichen Blick auf unser Leben richten, können wir da nicht bereits jetzt ein Stück von „Fülle“ entdecken und erleben? Ist es nicht tatsächlich so, dass Jesus unseren Becher bereits übervoll eingeschenkt hat, so dass wir an manchen Stellen auch weitergeben können?
Ungeschönt und ehrlich muss ich an dieser Stelle auch sagen, dass es diese 100% an Fülle, Erfüllung hier in dieser Welt nicht geben wird. Dies werden wir erst in der Ewigkeit bei Gott erleben. Im Hier und Jetzt habe ich nur die Möglichkeit meine Einstellung zu den Umständen oder zu dem Mangel, den die Gesellschaft mir zum Beispiel durch allerhand Werbeangebote etc. suggeriert, zu überdenken und zu verändern.
Mir persönlich kam auch der Gedanke, dass die schwierigen und leidvollen Erfahrungen genauso zu dieser „Fülle“ des Lebens dazugehören, wie die freudigen und schönen Zeiten. Das soll nicht bedeuten, dass wir Leid und Sorgen kleinreden und nicht verzweifelt sind. Sondern, dass solche Zeiten uns auch eine Chance bieten zur Weiterentwicklung, wenn wir uns den Herausforderungen stellen und nicht mutlos zurückweichen.
In den letzten Wochen hatte ich immer wieder Momente des innerlichen Zurückweichens; zum Schutz, aus Überforderung und Verzweiflung. Dennoch gibt es Situationen im Leben, denen man nicht ausweichen kann. Wie man so schön sagt „gibt es jetzt ein Licht am Ende des Tunnels“ und ich kann bereits das Gute in Allem entdecken und ich weiß, dass Gott das für mich gebrauchen wird, damit ich wieder ein Stückchen weiter wachse und reife.
- Was mir geholfen hat ist zum Einen das tiefe Vertrauen und Wissen, dass Jesus mich nicht alleine lässt. Egal was passiert, er ist an meiner Seite. Er ist der Hirte meines Lebens, mit ihm habe ich alles was ich brauche.
- Mein lieber Ehemann, der durch sein großes Vertrauen und seine Zuversicht in Jesus mir immer ein großes Vorbild ist. Gemeinsam und Eins sind wir zusammen mit Jesus stark :-)
- Liebe Freunde und Geschwister, die gebetet und immer wieder nachgefragt haben.
- Meine Einstellung den Umständen „anpassen“. Ja daran darf ich lernen. Opferrolle verlassen und auf meine Fähigkeiten und Stärken vertrauen. Loslassen und Anpacken, nach Lösungen suchen.
- Tiefseufzermomente, ohne diese kleinen Oasen mitten im Chaos, sind solche Zeiten kaum zu schaffen.
- Dankbar sein, für das Gute im Leben. Für mich immer wieder ein ganz wichtiger Fixpunkt. Denn es gibt so vieles wofür ich dankbar sein kann.
Mit Blick auf unser Resilienz - Vorbild Josef, das Gute und die Fülle von Jesus erwarten. Er gibt uns Kraft und zeigt uns den richtigen Weg. Und auch wenn wir durch dunkle Täler gehen, ist er an unserer Seite. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, denn sein Stecken und sein Stab schützen und trösten uns. Wir sind seine Gäste und er salbt unsere Häupter mit duftendem Öl, er überschüttet uns mit seinem Segen. Seine Güte und Gnade begleiten uns alle Tage unseres Lebens, bis wir dann für immer, in der Ewigkeit, im Hause des Herrn wohnen dürfen.
In diesem Sinne, wünsche ich Euch Gottes Segen und seine Fülle, die er uns durch seinen Sohn Jesus Christus vollgültig geschenkt hat. Ich wünsche Euch immer wieder tägliche Tiefseufzermomente, die Euch stärken und Euer Herz erfüllen. Seid gesegnet mit einem Herz voller Dankbarkeit für den Herrn, unseren Hirten.
Dankt dem HERRN, denn er ist gütig, ja, seine Gnade währt ewiglich! Psalm 118,1
Abschließend mag ich noch ein Lied mit Euch teilen, was mich beim Vorbereiten dieser Andacht begleitet hat.
Aus der Tiefe meines Herzens steigt ein Loblied auf zu dir, zu dem Schöpfer aller Himmel zu dem Gott, der wohnt in mir. Du hast mich erdacht, geschaffen und geformt nach deinem Bild, durch die schwere Zeit getragen und mit deinem Geist erfüllt. Du bist die Quelle, das Leben in Fülle. Vater im Himmel, du bist mir heilig. Vater, für immer ehre ich dich. Vater, dein Name werde geheiligt und dein Licht scheine durch mich. Du hast mir genug gegeben, an deinen Tisch lädst du mich ein. Lehre mich, bewusst zu leben, in deiner Gegenwart zu sein. Du hast mich so reich gesegnet, ich darf an deinem Herzen ruhn. Und was immer mir begegnet hat mit dir etwas zu tun.
Marion im Mai 2019
Fußnoten:
Bilder: pixabay.com/de
Lied: Vater im Himmel © 2010 FREYKLANG (Verwaltet von Gerth Medien Musikverlag)