Andacht Februar 2019

Suche den Frieden und jage ihm nach!

Noch nie hat mich eine Jahreslosung so oft wieder eingeholt wie in diesem Jahr
„Suche den Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15)
Auch unsere letzte Hannahs-Andacht hatte diese Überschrift, passend zum Jahresbeginn. Dennoch möchte ich sie trotzdem nochmal aufgreifen und eine andere Seite beleuchten… Hätte ich gedacht, dass sie so vielschichtig sein kann? Ehrlich gesagt, nein… Aber sie ist absolut „dran“ und spannend finde ich, dass selbst „Nicht-Christen“ sie für sich verwenden oder aber sie ihnen bewusst „auffällt“…

    Liest man den Psalm 34  vollständig, stellt man fest, dass David seinen Blick weg von den Belastungen seines Lebens hin zu Gott wendet. Er beschreibt Gott als den

    • Retter aus Angst, Not, Unglück (Vers 5, 7, 16, 18, 20)
    • Retter derer, die ohne Hoffnung sind (Vers 19)
    • Zufluchtsort (Vers 9, 23).

    Er schildert Gott als einen Gott, der stärkt und sagt: „ICH bin da!“ David hat die Erfahrung gemacht, dass Gott für ihn dieser Retter sein möchte, wenn er

    • die Nähe seines Herren suchte (Vers 5, 11)
    • zu ihm rief (Vers 7)
    • in Ehrfurcht vor Gott lebte, ihn achtete  (Vers 8, 10)
    • nach Gottes Willen lebte (Vers 16, 18, 20)
    • Gott diente (Vers 23)

    In Ehrfurcht vor Gott leben, seinen Willen erfüllen, so führt David aus, heißt für ihn „dem Mund keine boshaften Reden zu erlauben, kein trügerisches Wort über die Lippen kommen zu lassen (Vers 14), sich vom Bösen fernzuhalten, Gutes zu tun, sich für den Frieden einzusetzen und dieses Ziel mit ganzer Kraft zu verfolgen (Vers 15).
    Was ist es, was verleitet uns dazu, trügerisch zu reden (über mich selbst oder andere?), Ungutes zu tun? Was hält mich ab, mich für den Frieden einzusetzen, mit mir, mit anderen, mit Gott selbst, mit meinem Leben?
    Das Gegenteil von Frieden ist Krieg, Streit, Unruhe, Unfrieden… Wie kommen diese Dinge in mein Leben, in mein Herz? Sie ziehen ein, wenn etwas quält, etwas zerstört, etwas zerrüttet wird, ich unzufrieden bin… Wenn es Risse gibt im Herzen, meiner Seele, im Leben, die nicht heilen können oder langwierig bleiben.
    Alles zieht leicht in mein Herz und Leben ein, wenn ich durch Vergleiche, durch Schmerz und durch Bosheit anderer gegen mich unzufrieden werde. Wenn ich das Gefühl habe, hinten an zu stehen, mich ungerecht behandelt fühle oder aber jemandem anderen etwas neide. Wie oft sind Neid auf andere oder Sorgen, im Leben zu kurz zu kommen, Ursache für Streit und Auseinandersetzungen. Wo quält mich Angst, an Einfluss, Ansehen oder Wert zu verlieren?

    All dies zerstört die Beziehung, zu den Menschen um mich herum und auch zu mir selbst. Aber es zerrüttet auch die Beziehung zu Gott. Meinem Schöpfergott, der mich gut und wertvoll erschaffen hat. Meinem Gott, der keine Vergleiche macht, der mir jegliche Situation zum Besten dienen lassen möchte.
    David, der Psalmschreiber, ist auf der Flucht vor dem machtvollen und ungerechten König Saul, der ihm seine Erfolge neidet und ihm nach dem Leben trachtet. Eine Situation völliger Unsicherheit, Angst, völligem Ausgeliefertseins und unbändiger Unzufriedenheit. Wie hat es David geschafft, einen Blickwechsel vorzunehmen und von sich weg zu Gott zu schauen?  Es scheint keine gute Ausgangslage für Jubel und einen vertrauensvollen Blickwechsel zu sein.

    David hält sich an den Erfahrungen fest, die er mit Gott schon gemacht hat.
    Er erinnert sich daran, dass er Gott als Retter erlebt hat, wenn er zu ihm um Hilfe rief oder aber seine Nähe suchte. Diese Erfahrung gab ihm die Kraft und das Vertrauen, auch in schweren Zeiten den Willen aufzubringen, nach Gottes Gefallen zu leben und sich auch in seiner größten Not an ihn zu klammern. Er richtet seinen Blick von sich selbst weg, er richtet ihn auf Gott, denn David sehnte sich nach einer ungestörten Beziehung zu seinem Retter- und Schöpfergott. Er wollte nichts zwischen ihn und seinen Gott kommen lassen und tat alles dafür, den Frieden zu suchen und ihm nachzujagen (beständig, dauerhaft dranbleiben). 

    An beiden Worten – suchen und nachjagen – zeigt sich, dass Frieden kein Zustand ist, der da ist und bleibt. Frieden einzuhalten, ihn neu zu schaffen, das braucht Bewegung. Frieden ist ein lebendiger Prozess, der unser persönliches Handeln braucht. Es verlangt den Schritt auf den anderen zu, die „Sache“ auch aus anderen Perspektiven zu beleuchten. Es bedeutet, Augen und Ohren aufzumachen, den anderen, sich selbst wahrzuznehmen, erkennen und verstehen wollen. Es bedeutet, sich Gott zuzuwenden und darauf zu vertrauen, dass er meinen Wert sieht, meinen Schmerz sieht, die Ungerechtigkeit um mich herum wahrnimmt: Das Vertrauen darauf, dass Gott mein Retter in Not, Unglück und Leid ist, meine Hoffnung, wenn jegliche irdische Hoffnung fehlt, mein Zufluchtsort in einer Welt voll Neid, Schmerz und Unfrieden. Im Vertrauen auf Gott und seinen Frieden zu leben, ist die Grundlage dafür, das Leben annehmen und genießen zu können, so wie es ist.


    Suche Frieden und jage ihm nach! - geht nur mit der Bereitschaft, die Blickrichtung auf Gott hin zu wechseln und sich ihm selbst immer wieder neu ausrichten zu lassen.


    Kannst du deine Beziehung zu Gott fried- und vertrauensvoll leben, wirst du dadurch reicher werden. Gott KANN deine an dir nagenden Gefühle in Frieden verwandeln. Wenn Gott dir innere Zufriedenheit trotz allem Kampf in und mit dir selbst, mit anderen und sogar mit Gott selbst schenkt, du trotz aller Ungleichheit und allem Schmerz auch dankbar sein kannst, dann kannst du im Frieden mit dir selbst und anderen leben. Innerer Frieden ist somit etwas sehr wertvolles. Innerer Frieden ist eine Einstellung, die sich daraus ergibt, wenn man aus ganzem Herzen sagen kann „Ich vertraue Gott“. Eine solche Ausrichtung braucht Zeit und Gottes unaufhörliche Gnade, um diesen Vertrauensschritt mit Gott wirklich gehen zu können.
    Deswegen empfinde ich das Wort „nachjagen“ mit dem Inhalt „beständig und dauerhaft dranbleiben“ eigentlich als sehr passend…

    Gebet: Lieber Vater, ich weiß, dass du jedes Hindernis überwunden hast, dass auch du viele Kämpfe hier auf der Erde ausgefochten hast und durch manches Tal gegangen bist. Deswegen bitte ich dich, mir nahe zu sein, mir zu helfen auf dem Weg mit dir unterwegs zu sein, auf dem ich erfahren darf „Ja, Herr, dir kann ich vertrauen!“. Herr, ich weiß, dass du mir inneren und äußeren Frieden schenken möchtest. Zeige mir jeden Tag neu, wie ich diesem Frieden mit dir zusammen näher kommen kann! Amen.

    Gott antwortet: „Ich bin der Frieden. Ich bin deine Zuversicht. Ich bin Gott. Ich umfange dich mit meiner Liebe. Ich habe dein Leben in meiner Hand.“

    Seeigel im Februar 2019


    Fußnoten:
    Bilder: pixnio.com