Andacht November 2024

Druck oder Liebe?

Kennst du diesen Druck, einer Person, einer Sache oder Situation nicht gerecht zu werden?
Eigentlich wäre es gut, wenn wir an mehreren Orten gleichzeitig sein könnten. Und noch besser, wenn es uns gelänge, noch mehr auch gleichzeitig zu tun.

Da fahre ich im Auto... Nebenbei plane ich schon meine nächsten Schritte, überdenke das Telefonat, das ich heute Abend führen möchte und rückblickend das Gespräch mit meiner Kollegin, das irgendwie ungeschickt lief.

Im Hof, beim Parken des Autos, stehen meine beiden Nachbarinnen in ihren Einfahrten... Eigentlich sollte ich beide beachten, ein kleines Schwätzchen halten, nachfragen, wie es dem Mann der einen, dem Kind der anderen geht...
Und nun... Eine Entscheidung...
Dem Mann der Nachbarin geht's wirklich nicht gut... Ich frage bei ihr nach...

Kaum im Haus plagt mich das schlechte Gewissen... Hat sich die andere Nachbarin missachtet gefühlt?
Und schon dreht sich die Schleife in mir, ich fühle mich ungenügend, überfordert.

Kennst du das? Manchmal könnte man sich fragen: Wer und wie viele bin ich eigentlich?

In Phasen, die zeitlich oder emotional nicht so voll sind, gelingt es mir besser, bei mir zu bleiben. Grenzen ziehen, ist zwar anstrengend, aber immer wieder kann ich Erfolge verzeichnen. Wird es aber um mich herum hektisch, wird es auch meine Seele.

Einige Impulse der letzten Zeit klingen in mir zusammen und puzzeln sich zu einem Bild. Sie bringen mich zum Nachdenken über den Druck und das Gefühl, nicht zu genügen. So viele Rollen füllen wir gleichzeitig aus. An jede einzelne gibt es andere Erwartungen.
Ich bin dankbar, dass es immer wieder solche Ankerpunkte, Tankstellen und Korrekturhäfen gibt, die mich innehalten und lernen lassen. Sie lassen mich anhalten und rufen mich zur Korrektur auf. Es ist, wie auf einem Hügel zu stehen, die Vogelperspektive einzunehmen und den Blick neu zu schärfen:

Wir müssen nicht jedem gerecht werden, wir können nicht überall allgegenwärtig sein... Weder physisch noch im Bereich der Psyche (für jeden ein Ohr, eine Hilfe, ...).

DU kannst und musst nicht allgegenwärtig sein, an alles denken, jeden sehen und seine Bedürfnisse erkennen. Es gibt nur einen einzigen, der den Überblick hat, der allgegenwärtig ist: Gott.

Und ich erkenne und fühle, auf meinem kleinen Hügel mit dem Blick aus der Vogelperspektive: Gott spricht! Er ist es, der mich sanft anhält und anblickt.
Denn er, unser großer Gott, ist es auch, der uns Ruhe ins Herz legen möchte, auch, wenn innerlich oder äußerlich der Sturm tobt, wenn du alles versuchst, gleichzeitig zu erledigen, um jedem gleichermaßen gerecht zu werden.
"Lasst uns also mit dem Bewusstsein leben, dass unsere Begrenztheit nicht nur Schwäche ist, sondern auch eine Chance. Anstatt uns zu verzetteln, können wir uns darauf konzentrieren, wo wir gerade sind, und darauf vertrauen, dass Gott das große Ganze im Blick hat –..." 1

Du darfst darauf vertrauen, dass Gott jeden sieht, dich genauso wie die anderen. Er will dich gebrauchen und in deinem Umfeld zum Segen werden lassen. Gleichzeitig will er aber auch dich segnen.
Er kann dich (bildlich gesehene) als Schale aber nur füllen, damit er aus dir wieder für andere schöpfen kann, wenn du bereit bist, loszulassen von dem Drang, dass du alles im Griff haben und im Blick behalten musst. Nur dann kann er dich segnen, füllen, kräftigen, so dass auch du wieder zum Segen und zur Kraftquelle für andere werden kannst.

Von David lesen wir im 1. Samuel 30,6

„David aber stärkte sich in seinem Herrn, seinem Gott“.

Er, unser Schöpfer, kennt und sieht uns, er ist unsere einzige Kraftquelle und unser Kompass in unseren Herausforderungen.

„Vielleicht sollten wir auch ein bisschen gnädiger mit uns selbst zu sein – und mit anderen. Wir verpassen mal was, andere verpassen mal uns, und das ist in Ordnung. Wir können nicht überall gleichzeitig sein, aber wir können bewusst entscheiden, wo wir sind, und darauf vertrauen, dass die Dinge, die wir nicht sehen, in guten Händen sind.“2

Er, unser herrlicher Gott, ist es, der uns unseren Wert gibt – fernab von dem, was wir leisten / versäumen oder wem wir (äußerlich betrachtet) gerecht werden oder eben auch nicht.

Gott will uns von dem Druck befreien, denn er hat ihn auf sich genommen, er ist es mit dem Überblick, der ein weites Herz für jeden Menschen hat.

Er spricht uns zu:
Mein geliebtes Kind, ich sehe dich als

  • Ehefrau oder Ehemann
  • in deinem Beruf
  • als Tochter / Sohn
  • als Freund oder Freundin
  • als …

Ich sehe in dein Herz und sehe es mit Liebe an.

Ich sehe deine Mühen, deine Scham, deinen Kampf, in der Welt zu bestehen, deine Rolle perfekt auszufüllen.

Ich bitte dich, vertraue mir,
dass ich dich sehe, deine Grenzen kenne und dich nicht überfordern werde.
Sei meine Schale, die ich immer wieder füllen darf.
Ich bitte dich,
mach deinen Wert nicht an deinen Leistungen, deinen Erfolgen fest.
Sie zerrinnen und Menschen, die dir heute folgen, gehen morgen andere Wege.
Ich bitte dich,
erkenne deinen Wert, den ich in dich hineingelegt habe.
Ich liebe dich – um deiner selbst willen,
mit all deinen Grenzen, Fehlern und dem, was dich an dir stört, wo du dich „ungenügend“ empfindest.

In meinen Augen bist du vollkommen!

Gehe achtsam mit dir um, mein Kind.
Mache Pausen, erkenne und spüre dich selbst.
Lass den Druck los und komme bei dir selbst an.
In dir, in deiner Seele, will ich dich treffen und mit dir Freundschaft leben und dich neu füllen.
Nur wenn ich in deinem Fokus bin, habe ich die Möglichkeit, dich zu erreichen.
Nur dann kannst du mein Anklopfen hören und meine Wunder und Aufgaben für dich sehen.
Vertraue mir und gehe achtsam mit dir um.
Du bist es wert,
dass du auch dich selbst siehst und damit mir in die Augen blickst:
Meine Augen sagen dir: Du bist es wert, ich liebe dich!

Kannst du aus vollem Herzen antworten: 

Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!
(Psalm 139, 14)

Ich lade dich ein, im nun anbrechenden November, diesem Zwischenmonat vor der besonderen Zeit im Jahr – der Advents- und Weihnachtszeit – die Zeit zu nutzen und dich auszurichten auf Gott, unseren Schöpfer, den Heiland.
Gönne dir bewusst ein paar Minuten am Tag Zeit, in denen du dich bewusst in Seine Gegenwart begibst und dich mit Seinen Augen siehst. Mach dich bereit, für den, der da kommt… Lass dich füllen von ihm, der dein Gestern, dein Heute und dein Morgen kennt. Er weiß, was du brauchst!

Herzliche Novembergrüße vom Seeigel,
die sich bewusst auf diese Achtsamkeitsreise begibt, um Gott mehr Raum in mir zu geben


Seeigel im November 2024

Bilder:
https://pixabay.com/

Fußnoten:
1)  LGV Männermail Nr. 963, September 2024
2) ebd.