Andacht Februar 2024

gemeinsam - ein Gedankenimpuls nicht nur für Betroffene

Es beeindruckt mich, wie viel die Menschen der Bibel gemeinsam getan haben.

Sie haben sich gemeinsam auf den Weg gemacht;
gemeinsam Wunder erlebt;
gemeinsam Gott angebetet;
gemeinsam Gott und dem Nächsten gedient;
gemeinsam den Feind verfolgt und oft auch besiegt;
gemeinsam Freude und Leid geteilt;
gemeinsam Lösungen und Wege gefunden;
gemeinsam Gemeinsamkeiten entdeckt;
gemeinsam gegessen und getrunken und das Abendmahl gefeiert;
gemeinsam haben sie sich motiviert, manchmal auch demotiviert;
gemeinsam haben sie sich ermutigt und leider auch mal entmutigt;
gemeinsam sind sie Teil am Leib Christi;
gemeinsam stehen sie vor Gott.

In Gemeinschaft das Leben zu leben ist ein Privileg, ein Geschenk.
Auf der Kinderwunschreise, auf dem Weg der Kinderlosigkeit, gibt es manchmal recht einsame Streckenabschnitte, die einen scheinbar ausgrenzen vom gemeinsamen Erleben.

Ich darf gerade einige junge und frischgebackene Familien in meiner Gemeinde beobachten. Bereits während der Schwangerschaft war eine besondere Gemeinschaft zwischen ihnen zu beobachten, die sich jetzt mit den Kids weiter entwickelt.

Einerseits freue ich mich riesig mit ihnen, dass sie diese Art von Gemeinschaft erleben dürfen. Miteinander auf dem Weg sein, sich austauschen zu können, Tipps und Tricks zu teilen, miteinander zu beten und sich dabei zu ermutigen ist ein Geschenk.

Andererseits blicke ich etwas wehmütig zurück.
Als der mühsamere Wegabschnitt der Kinderwunschreise begann, war außer meinem lieben Mann, erst einmal niemand da. Und hin und wieder fühlt man sich komplett allein, denn der Partner kann ganz anders mit dieser Situation und mit der Trauer umgehen.  
Kein Verständnis, kein mitringen, mittrauern, mitbeten. Das lag einfach auch daran, dass ich nicht in der Lage war, mit anderen darüber zu sprechen. Ich wollte auch nicht gefragt werden, denn die Antwort machte mir Angst. Ich wollte nicht aussprechen, was da vielleicht sein kann. Ca. 3 Jahre habe ich diesen Schmerz, die Spirale aus Hoffen, Bangen, Warten, Enttäuscht werden allein durchwandert. Scheinbar waren wir auch allein, denn wir kannten niemanden, dem es vielleicht ähnlich ergeht oder ergangen ist.

Dieses Erleben durchleben viele Ehepaare auf dem Weg des (noch) unerfüllten Kinderwunsches.

Heute frage ich mich oft, was mich ermutigt hätte, früher nach weiteren Betroffenen zu suchen. Manche Idee ist da und doch weiß ich, auch aus eigener Erfahrung, dass es manchmal eher Jahre dauern kann, bis sich Worte dafür finden, bis der Weg auf andere zu, machbar ist.

Sich verstanden fühlen, zu hören und zu fühlen, dass man eben nicht allein ist auf diesem Weg tut oft unendlich gut. Worte hören, die man selbst nur fühlen, aber noch nicht formulieren kann. Aufgefangen, gehalten in Gemeinschaft, das tut gut und das erleben wir oft bei unseren Treffen, egal, ob online oder offline.

Die Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Miteinander ist in uns hineingelegt. Gott hat uns Menschen von Anfang an in eine Beziehung gestellt. Zuallererst in die Beziehung zu IHM selbst. Dieses Verhältnis zu Gott wird in der Kinderwunschzeit, auf dem Weg der Kinderlosigkeit manchmal ziemlich heftig durchgeschüttelt.

Wie gut, dass  Gott uns Menschen an die Seite stellt, denn es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Durch Menschen kann ich Gottes Liebe oftmals besser begreifen, fühlen und erleben. Ein Arm auf der Schulter, ein aufmunterndes und ermutigendes Wort, praktische Hilfe, ein Gebet – das tut uns allen gut.

Wenn ich das Wort „gemeinsam“ so hin und her bewege, denke ich immer auch an das Abendmahl.

„Wir sind dazu geschaffen,
das Leben um einen Tisch herum zu leben
im nehmen und brechen,
geben und teilen,
kennen und gekanntwerden.
Das Brot nimmt uns in die Gemeinschaft auf,
für die unsere Seelen gemacht wurden.“
(Margaret Feinberg)

 

Alle dürfen wir daran Platz nehmen. Hier muss ich mich nicht verstecken, darf auch mit meiner Lebenswunde, dem (noch) unerfüllten Kinderwunsch sein.
Tischgespräche gibt es viele in der Bibel und oft sind es Tischgespräche, die tiefer gehen.
Beim gemeinsamen Essen und Trinken gibt es Zeit zum sein, zum Worte finden, Worte bewegen, manchmal auch zum heil werden.

Hier darf der Glaubensheld neben dem Versager sitzen. Und öfters sehe ich mich in dem Versager, der Gott zu wenig zutraut, der doch manchmal vorschnell handelt und spricht und dabei andere verletzt – gerade im Kinderwunschschmerz neigt man dazu, Familien und deren Verhalten in ein schlechtes Licht zu setzen.

Dennoch bekomme auch ich von dem Brot. Manchmal brauche ich die Geste des „es wird mir gegeben“.
Hier sagt Jesus zu mir:
Ich gebe Dir, was Du Dir selbst nicht geben kannst.
Ich sehe Dich in Deinem Zerbruch und bin für Dich gebrochen, damit Du Heilung erleben darfst.

Der Wein/Saft in dem Kelch erzählt mir von SEINER Hingabe für mich.
Ich nehme den Kelch, trinke den Saft und sein Leben kommt in mich hinein. Ja, mein Leben gehört ihm. SEINE Kraft lebt in mir, so dass ich leben kann.

An diesem Tisch habe ich ganz persönliche Momente mit Jesus und lebe doch inmitten der Gemeinschaft, die genauso wie ich diese Erinnerungen braucht.

Manchmal brauche ich diese besonderen und wertvollen Momente mit Jesus, dass ich mich einlassen kann auf die Gemeinschaft in der ich stehe.

Ich bete, dass Du Dich einladen lässt an SEINEN Tisch, an den Tisch der Gemeinschaft.
Ich bete, dass Du SEINE Nähe und SEINE Heilung erleben darfst.
Ich bete, dass Du durch Jesus, der in Dir lebt, neue Kraft für Dein Leben bekommst.
Und ich bete aus vollem Herzen, dass Du inmitten Deiner schweren Kinderwunschzeit, inmitten des anstrengenden Weges der Kinderlosigkeit den Mut findest, in die Gemeinschaft zu gehen.


Sei herzlich willkommen bei unseren Treffen und hab einfach mal den Mut Dich einzuklinken. Gerne darfst Du uns auch per E-Mail kontaktieren (info@hannahs-initiative.de).

Sei gesegnet mit dem Mut, der Dich in eine ermutigende Gemeinschaft führt.


Simone im Februar 2024

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