Schwarz oder weiß | Licht oder Schatten | Hoch oder Tief | Fülle oder Leere | Extrovertiert oder introvertiert | Gemeinsam oder Einsam | Fasten oder Essen | Kraft oder Schwäche | Mut oder Angst

 

Unser Leben ist voller Kontraste. Ich will manchmal auf der einen oder anderen Seite leben, aber die Wahrheit ist beides. Kontraste ziehen sich durch unser Leben, beides gehört dazu. Und natürlich spielt sich das Leben auch ganz oft zwischen den Kontrasten ab. Ein weites Feld.

Wenn ich über unsere Kinderlosigkeit nachdenke ist das ebenso kontrastreich. Warten, hoffen, sicher-sein, enttäuscht werden – monate- und jahrelang. Dann vielleicht ein Versöhnt-sein mit der Situation, gefolgt von einem Tiefschlag, der einen wieder emotional ganz nach unten zieht. Kontraste.

Auch in anderen Lebensbereichen ist das so: beruflicher Erfolg, dann die Niederlage z.B. ein gescheitertes Projekt oder Gefühl von Versagen. Freundschaften und jede Menge Socialising – gefolgt von dem Gefühl von Einsamkeit oder Leere. Vielleicht folgt beides zeitlich in enger Abfolge, oder auch in jahrelangen Phasen.
Mangel und Überfluss. Auch da begegnen uns Kontraste. Phasen des existenziellen Hungerns haben wir in unseren Breitengraden vielleicht nicht. Diese Kontraste müssen wir aber aushalten, wenn wir Nachrichten aus aller Welt schauen oder in Hilfsprojekten oder Hilfsorganisationen engagiert sind. Kontraste, die manchmal kaum auszuhalten sind.

Fühle ich mich gerade Gott ganz nah und ich könnte jubilieren und triumphieren? Oder ist Gott gefühlt weit weg, ich kann ihn nicht spüren, bin am Zweifeln? Kontraste gehören zumindest in meinem Glaubensleben auch dazu.

Spannend finde ich, dass uns die Bibel im Alten Testament in den ganzen Berichten vom Volk Gottes ständig von Siegen und Niederlagen berichtet. Das auserwählte Volk Gottes war keineswegs immer nur auf der Siegerseite, sondern immer wenn sie nicht voll auf Gott vertraut haben oder eigene Wege gegangen sind, dann – zack – kam eine Niederlage. Nah am Herzen Gottes sein, an seinen Weisungen, auf seinen Wegen gehen, das können wir daraus lernen.
Und trotzdem gehören Niederlagen zu unserem Leben dazu. Sie bringen den gläubigen Menschen wieder näher zu Gott und machen ihm seine Abhängigkeit bewusst.

Was ist nun erstrebenswert? Immer auf der Sonnenseite des Lebens zu sein? Mit unseren Begrenzungen und Unzulänglichkeiten immer gut zurecht zu kommen und uns gesegnet zu fühlen?
Ich glaube nicht, dass wir danach streben sollten. Sondern – wie Paulus sagt – in allem Gott dankbar zu sein und auch alles aushalten zu können, weil Gott uns die Kraft dazu gibt.

Philipper 4, 6:

„Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“

 

Philipper 4, 12 und 13:

„Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“

 

 

Zu unserem Leben gehört das Auf und Ab dazu, ich will mich dagegen nicht wehren, sondern gemeinsam mit Gott mich dem Auf und Ab stellen.

„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
(Psalm 18, 30)

Und noch ein weiterer Gedanke kommt mir zum Thema Kontraste: Wir Menschen sind irdene Gefäße, unzulänglich. Das spüren wir als (noch) kinderlose Paare ganz besonders: sei es, wenn eine Diagnose bei der Frau und/oder beim Mann feststeht. Oder auch wenn es keine Diagnose gibt, aber offensichtlich die biologischen Abläufe nicht funktionieren wie sie sollten, zumindest sich im Ergebnis keine intakt bleibende Schwangerschaft einstellt. Als Mensch sind wir ein irdenes Gefäß – zerbrechlich und unvollkommen, in jeglicher Hinsicht (die Kinderlosigkeit ist dabei nur ein Beispiel, die Unvollkommenheit der irdenen Gefäße ist allumfasend). In 2.Korinther 4,7 heißt es „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.“.  Übrigens: es lohnt sich, bis zum Vers 18 weiter zu lesen. Wertvolle Verse für uns!

Der Schatz in uns ist das Evangelium von Jesus Christus, die beste Botschaft der Welt, die einzige Wahrheit. Dass das Gefäß ein vergängliches und zerbrechliches Tongefäß ist, ist daher bedeutungslos, die überschwängliche Kraft Gottes ist das was zählt, und das dürfen wir immer wieder spüren. Zugegebenermaßen ist das oft sehr herausfordernd für mich: allein auf die überschwängliche Kraft Gottes zu setzen und nicht auf das was ich selbst leisten kann. Und auf die Unzulänglichkeiten und Schwächen zu sehen, ist manchmal so einfach und verlockend. Auch die Gefahr, in Selbstmitleid abzurutschen. Aber die überschwängliche Kraft Gottes ist größer als das alles!

Wie gut, dass es diesen Kontrast gibt: Gottes überschwängliche Kraft, die das größte überhaupt ist – und sicht- und spürbar wird in unserer menschlichen Schwäche.

Wir dürfen Kinder dieses großen Gottes sein und müssen es mit nichts alleine aufnehmen!

Ich wünsche euch allen kontrastreiche Sommerwochen: mit Sonne & Eis, mit Berge & Meer, mit Freunden & Zeit alleine, mit gutem Essen & Trinken :-)


Tine im August 2024

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