Andacht April 2024

Der Frage nach der Sehnsucht will ich heute mal nachgehen und dir ein paar Impulse zum Nachdenken geben. Sehnsucht, was ist das eigentlich? Schlaue Menschen schreiben in Wikipedia so darüber:

"… Krankheit des schmerzlichen Verlangens; inniges Verlangen nach Personen, Dingen, Zuständen…; Sehnsucht ist mit dem Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehnsucht nicht erreichen zu können. …“

Das klingt ziemlich niederschmetternd.

Ich behaupte mal, dass die allermeisten Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Glück, Erfüllung, Geborgenheit und Sicherheit haben. Diese Sehnsucht wird oft durch Materielles zu stillen versucht, das hilft aber oft nur kurzfristig oder eben garnicht. Jedenfalls nicht auf der Langstrecke.

Was wir heute alles angeblich brauchen, oder denken was wir brauchen. Oder was Marketingexperten denken was wir brauchen. Menschen haben große Sehnsucht nach Glück und Erfüllung und suchen das in materiellen Dingen oder in Menschen. Aber ein Mensch kann die Sehnsucht nach Glück nicht stillen. Keine Freundschaftsbeziehung, keine Ehe, keine Kinder. Zumal diese Personen selbst ja auch wieder nach Glück suchen, Sehnsucht haben. Was für ein irrer Kreislauf. Wie sehr erwarten wir von anderen Menschen, dass sie uns glücklich machen. Oder: dass wir eigene Kinder haben, die uns glücklich machen? Ich ertappe mich dabei, dass das doch auch reichlich egoistisch ist.

Auf Instagram, auf Shopping-Webseiten und in Einkaufszentren sieht man wie groß die Sehnsüchte der Menschen in unserer westlichen Welt sind. Der reinste Überfluss und Materialismus in Lifestyle und Event-Tourismus. Höher, weiter, schneller, schicker stylischer, ausgefallener, außergewöhnlicher. Das macht abhängig.

Wirst du von diesem Sog auch mitgezogen? Der Sog, von Menschen und Dingen zu erwarten, dass sie deine Sehnsucht stillen.

Hinterfrage das mal ganz ehrlich und selbstkritisch.

Ist es die Sehnsucht ein (eigenes) Kind großzuziehen?
Die Sehnsucht nach einer intakten und „normalen“ Familie?
Die Sehnsucht etwas auf dieser Welt zu hinterlassen, jemand der meine Gene weiterträgt?
Oder ist es einfach die Sehnsucht, „normal“ zu sein? Zu sein wie die anderen? Nicht immer aus dem Raster zu fallen?

In den letzten Jahren habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, was genau in der Tiefe eigentlich mein größter Schmerz im unerfüllten Kinderwunsch ist:

• dass es kein kleines Wesen gibt, das aus meinem Fleisch und Blut ist, das mir vertraut und das ich ins Leben begleiten darf?
• dass mir jemand fehlt, den ich mit Liebe überschütten kann (anders als den Ehepartner)
• dass ich nicht bin wie viele meiner Freundinnen, die vermeintlich eine „normale Familie“ sind
• dass ich das nicht erreichen konnte, was vermeintlich „alle“/viele anderen erreichen.
• …

Dieser Frage im Kern nachzugehen finde ich wertvoll, weil es mir selbst etwas über meine Motivation verrät, ein Kind zu wollen. Und das ganze völlig wertfrei, es geht hier nicht um gute oder nicht so gute Beweggründe, sondern um Klarheit und Ordnung in der eigenen Gedankenwelt.
Und eine provokative Frage: Soll ein Kind meine Sehnsucht nach …… stillen? Ist es dazu überhaupt in der Lage? Ist Familie dazu in der Lage?

Nicht falsch verstehen: ich bin der festen Überzeugung, dass tragfähige Beziehungen zu anderen Menschen und starke Ehen und Familien ganz wichtig sind, um gestärkt und ermutigt durchs Leben zu gehen. Aber letztlich ist es auch sehr viel verlangt, wenn andere Menschen wirklich meine tiefsten Sehnsüchte stillen sollen. Und wenn ich mir die Angebote dieser Welt mal genauer anschaue wird mir angst, denn das was die Welt zu bieten hat hält nicht lange: nach gutem Essen wird man wieder hungrig, Urlaubserlebnisse verblassen und man ist bald wieder urlaubsreif, Abenteuerglück hält nicht lange an, Geld macht bekanntlich nicht glücklich, Mode und Schönheit vergehen, selbst am stylischen Haus bröckelt mal der Putz (oder der Lack am tollen Auto). Menschliche Beziehungen scheitern, nicht zuletzt wegen zu hoher Erwartungen, Ehen und Familien stecken in Streit und Konflikten fest. Das ist
doch die wahre Bilanz.

Bleibt einzig und allein die Frage, wer oder was tatsächlich unsere Sehnsucht und damit unseren Lebensdurst stillt?
Was bleibt, wenn an allem anderen der Lack ab ist (tatsächlich oder sprichwörtlich). Als Christen glauben wir, dass Jesus alleine unseren Lebensdurst stillt.

Johannes 4 berichtet von der Begegnung einer Frau mit Jesus. Sie will sich Wasser holen am Jakobsbrunnen.
Jesus sagt zu ihr

„wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“

Die Frau hat bereits versucht auf vielerlei Weise ihre Sehnsüchte zu stillen, was Jesus ihr sagt spricht direkt in ihr Leben.

Das was Jesus gibt (hier im Bild das Wasser) reicht aus, um allen Durst nach Leben, alle Sehnsüchte zu stillen. Viele der Leserinnen und Leser dieser Andacht wissen das bestimmt bereits.
Aber: wie konkret wird es in deinem Leben, in deinem Alltag, in deinem Umgang mit dem Kinderwunsch?

Ich bin überzeugt davon, dass wir Wünsche haben dürfen, erst recht nach eigenen Kindern.
Schließlich hat Gott selbst der Menschheit den Auftrag gegeben fruchtbar zu sein. Jedoch: inwieweit beherrscht der Kinderwunsch mein Leben? (er tut es phasenweise, das weiß ich aus eigener Erfahrung). Dem darf ich gegensetzen, dass es das wahre Leben und lebendiges Wasser nur bei Jesus gibt. Er weiß um meine Ängste, meinen Schmerz, meine Sehnsüchte. Ich darf ihm alles hinlegen. Aber er will HERR darüber sein. Er ist stärker als meine Sehnsüchte. Denn alles was ich zum Leben brauche (= Wasser) gibt es nur bei ihm und in keiner noch so verlockend aussehenden Familiensituation.

Wieviele Tränen habe ich schon vergossen auf meiner gesamten Kinderwunschreise und wieviele werden es noch sein. Vielleicht kann ich bei jeder weiteren Träne (= Wasser) die ich vergieße, ganz bewusst an das Wasser denken, das Jesus alleine mir anbietet.