Neulich war er ganz plötzlich da, dieser Gedanke, dass Gott mich vergessen hat.
Konfrontiert mit Schwangerschafts- und Babynachrichten kamen diese Worte durch die Hintertür in meinen Kopf.
Eigentlich freue ich mich mittlerweilen über diese Nachrichten, denn ein Leben ohne eigene Kinder zu leben, das wünsche ich niemandem.
Dennoch gab es Menschen in meinem weiteren Umfeld, die sich für Gott eingesetzt haben und jetzt schwanger sein durften. Ja, das hat etwas mit mir gemacht und ich fühlte mich von Gott vergessen.

Mitten hinein in diese Gedanken hörte ich eine Predigt, die mich daran erinnerte, dass  dieses Gefühl des Vergessen-Seins auch andere Menschen durchleben.

 

 

JOSEF war unschuldig und kam dennoch ins Gefängnis (nachzulesen in 1 Mose 39, 13-23).
Auch in dieser Situation blieb Josef Gott treu und Gott stellt sich Josef treu zur Seite.

Josef war im Gefängnis unter anderem zuständig für zwei Bedienstete des Königs. Eines Nachts hatten diese Beiden, der Mundschenk und der Bäcker, einen Traum. Diese Träume hatten es in sich, denn am nächsten Morgen sahen sie traurig aus.
Josef entgeht das nicht und so erzählt jeder von seinem Traum. Josef kann mit Gottes Hilfe die Träume deuten.
Im Gegenzug wendet er sich mit einer Bitte an den Mundschenk:

„Aber denk an mich, wenn es dir wieder gut geht! Erzähl dem Pharao von mir und bitte ihn, mich hier herauszuholen!“
(1. Mose 40, 14)

Drei Tage später wird wahr, was Josef gesagt hatte und der Mundschenk und der Bäcker werden frei gelassen.
Das Leben geht seinen Weg und so können wir einige Verse später lesen:

„ Doch der Mundschenk dachte nicht mehr an Josef, er vergaß ihn einfach.“
(1. Mose 40, 23)

Vergessen …
und somit immer noch im Gefängnis.
Wie lange soll das noch gehen?
Wird die Zeit irgendwann vorbei sein?
Wird es eine Wendung der Dinge geben?
Hoffnung, die sich nicht erfüllt. Hoffnung, die irgendwann nur noch zermürbend ist, weil aus Hoffnung irgendwann Hoffnungslosigkeit wird.

Vielleicht fühlt es sich für Dich manchmal ähnlich an.
Inmitten Deines Kinderwunsches, inmitten des Weges zum Pflege- oder Adoptivkind, inmitten der Frage nach Deiner Berufung fühlst Du Dich vergessen Menschen und vielleicht auch von Gott.
Scheinbar gibt es für alle irgendeine Lösung.
Scheinbar kommen alle heraus aus diesem dunklen Loch.
Scheinbar … nur Du nicht.

Vergessen – und dass, obwohl wir von Josef lesen, dass er treu war. Seine Art, sein Wesen müssen besonders gewesen sein, denn innerhalb kürzester Zeit übertrug ihm der Gefängnisverwalter die Verantwortung für die Gefangenen. Er konnte Josef völlig vertrauen.
Vergessen – und dass, obwohl wir in wenigen Versen zweimal davon lesen, dass Gott mit Josef wahr (1. Mose 39, 21 & 23).

In dunklen Zeiten, die sich unter Umständen wie Gefängniszeiten anfühlen, stehe ich in der Gefahr zu vergessen, dass Gott dennoch da ist, da war und da sein wird.
Das ist der Situation geschuldet und darf auch sein.

Inmitten dieser Zeiten darf ich diese innere Not, das Gefühl des Vergessen-seins Gott vor die Füße werfen. Und wenn wir selbst keine Worte dafür haben, dann können wir das auch mit Worten aus den Psalmen tun.

„HERR, wie lange wirst du mich noch vergessen, wie lange hältst du dich vor mir verborgen? Wie lange noch sollen Sorgen mich quälen, wie lange soll der Kummer Tag für Tag an mir nagen? Wie lange noch wird mein Feind über mir stehen?“

Psalm 13, 2-3

„Gott, du bist doch mein einziger Halt! Warum hast du mich vergessen? Warum lässt du mich leiden unter der Gewalt meiner Feinde? Ihr Hohn dringt mir ins Herz, wenn sie Tag für Tag fragen: »Wo bleibt er denn, dein Gott?“

Psalm 42, 10

Nicht nur ich bin es, die sich vergessen fühlt.
Nicht nur ich erlebe diese Situation – auch wenn ich sie einzigartig erlebe, weil es mein Leben und nicht das der anderen ist.

Dennoch war Gott an der Seite von Josef.
Dennoch ist Gott an Deiner Seite, wie auch immer Deine „Gefängniszeit“ gerade aussieht.
Und manchmal müssen wir uns entscheiden, daran zu glauben und daran festzuhalten, dass Gott uns nicht vergessen hat.

Um diesen Blick zu haben und zu behalten helfen mir Bibelverse, wie z.B:

"Denn der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben."

5. Mose 4, 31b

„Welchen Wert hat schon ein Spatz? Man kann fünf von ihnen für einen Spottpreis kaufen. Und doch vergisst Gott keinen Einzigen von ihnen.“

Lukas 12, 6

… und wenn Gott sogar keinen einzigen Spatz vergisst, wie sollte er dann Dich und mich vergessen :-)

Es lohnt sich, die Josefsgeschichte weiter zu lesen, denn auch hier zeigt sich Gottes Fürsorge und die Tatsache, dass Gott Josef nicht vergessen hat.


Simone im September 2023

Fotos:
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Bibelübersetzung:
Hoffnung für alle
Luther 2017