Andacht Oktober 2023
Umbruch - loslassen - Neubeginn
Hannah - die Frau mit der wir uns identifizieren, hat ein besonderes Leben von Gott zugemutet und geschenkt bekommen. Er hat es ihr zugetraut, zunächst kinderlos zu sein, dann ein Kind zu bekommen und es später wieder loslassen zu müssen - im Vertrauen und in Dankbarkeit gegenüber Gott. Später bekam sie noch weitere Kinder. Egal zu welchem Zeitpunkt ihres Lebens, Hannah hat Extremsituationen erlebt. Sie kennt Zeiten der Verheißung, aber weiß auch was es heißt, wenn sich Wünsche und Erwartungen nicht erfüllen oder, wenn man Ersehntes wieder loslassen muss.
Hannah ist in all dem / durch all das Erlebte nicht zerbrochen. Ihr Herz war offensichtlich offen und frei für Gottes Pläne und sein Wirken. Sie hat etwas in ihrem Leben verstanden und angenommen, das nicht leicht anzunehmen ist: Menschen und Dinge in unserem Leben sind nicht unser Besitz, sie sind eine Leihgabe Gottes, manches ein Geschenk auf unbestimmte Zeit.
Menschlich gesehen, ist das sehr schwer und fordert immer wieder aufs Neue heraus. Gott lässt uns in diesen Herausforderungen nicht alleine, wir dürfen jederzeit mit seiner Liebe und seiner Gnade rechnen. Vertrauen darf ich haben, dass er es gut meint, auch wenn ich etwas loslassen muss.
Immer wieder auf unserer Lebenswanderschaft bedarf es loslassen und neu beginnen.
Loslassen ist etwas, das wir meist mit etwas Schwerem verbinden. Wir müssen Menschen, Liebgewonnenes loslassen, Träume ziehen lassen, die Jugend hinter uns lassen,.. Es gibt Beziehungsabbrüche, so dass ich das Gefühl habe, etwas zu verlieren.
Loslassen kann aber auch befreiend sein z.B., wenn der Schritt ins eigene Leben gelingt, sich neue (leichtere) Perspektiven ergeben.
Bevor wir vom Alten in etwas Neues übergehen, ist eine gewisse Zwischenzeit, Übergangszeit von Nöten. Denn wer im Alten (emotional) verhaftet bleibt und sich (gewollt oder ungewollt) nicht auf Neues einlassen kann, nicht bewusst loslässt, kann auch nur schwer dem Neuen Raum geben und sich darauf einlassen und ihn füllen.
Um etwas Neuem Raum zu geben, braucht es innere Freiheit. Paulus schrieb dazu in Philipper 3, 13 folgendes:
"Ich vergesse, was da hinten ist und strecke mich nach dem aus, was vorne ist."
In dieser Zwischenzeit/Umbruchzeit inneren Frieden, Freiheit, Raum zu gewinnen, ist gar nicht so einfach, wie ich finde, zumindest wenn es kein gewünschter neuer Weg ist.
Wenn gerade der Boden sehr wackelig ist, bin ich vielleicht eher angsterfüllt und mit schweren Gedanken, Sorgen, Ängsten beladen. Da erscheint das Gefühl von innerer Freiheit etwas Neuem gegenüber meilenweit entfernt. Aber bevor Neues beginnt, ist ein gutes Beenden des Vorherigen wichtig. Es braucht Mut, Muße und Zeit, in dem Dazwischen zu verweilen, Raum zur Verarbeitung im Loslassen. Einen positiven offenen Blick zu bekommen, ist manchmal ein Kraftakt. Gott verspricht in seinem Wort in Psalm 37,5:
"Befiehl dem Herrn seine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen! "
Das kommt mir bekannt vor. Richte ich meinen Blick auf Gott und nicht auf meine Sorgen, nehme ich ihn mit in mein Boot, kann ich leichter durch seinen Blick und an seiner Hand dem Ungewohnten, Unklaren, Neuem entgegengehen. Gottes Hoffnung schenkt die innere Kraft, sich auseinanderzusetzen, der Zwischenzeit Raum zu geben, sich dem zu stellen, was die Seele benötigt. Und irgendwann ist das Vertrauen und die Zuversicht da, um den Aufbruch ins Unbekannte zu wagen. Er gibt neue Energie und neuen Sinn, das Vertrauen trägt. Rückblickend auf unsere eigenen Umbruchzeiten fühlen wir uns vielleicht getragen?
Nicht jedem Neubeginn wohnt gleich zu Beginn ein Zauber inne. Jeder Neubeginn ist jedoch auch ein sich neu "er"-finden, neu ausrichten, innere Inventur machen, Gepäck abladen, eine neue innere Einstellung finden.
Vielleicht mutet Gott uns deswegen hin und wieder einen kleinen oder großen Neuanfang zu, damit wir tiefer liegende Wunden wieder aufdecken und (Heilungs-) Schritte wagen.
Erst wenn wir für den nächsten Schritt bereit sind, den Gott mit uns gehen will, wird er mit uns loslaufen. Wenn wir in die Bibel schauen, finden wir viele Männer und Frauen, neben Hannah, denen er auch solche Umbruch- und Neubeginnzeiten zugemutet, aber auch hindurch getragen und ihnen zur Seite gestanden hat. Immer wieder ist er ihnen in dieser Phase lebhaft begegnet.
NOAH - bekam in Zeiten großer Dunkelheit die Hoffnung auf einen Neuanfang.
ABRAHAM - bekam eine Verheißung. Bevor sich diese erfüllte, ging er lange Wege der Unsicherheit, doch am Ende folgt durch Gottes Güte sein Neuanfang.
JAKOB - erlebte große Taten Gottes, weil er Gott erlaubte, sein Leben zu verändern.
MOSE - brauchte viel Mut, Vertrauen und Ausdauer, um einem ganzen Volk einen Neubeginn zu ermöglichen. Aber Gott brachte ihn mit vielen Zwiegesprächen zwischen Gott und ihm an sein gutes Ziel.
Jeder dieser Männer hatte so wie du und ich auch Zweifel vor dem Neubeginn. Wenn es kein Beginn ist, den wir uns ersehnt haben (aber manchmal auch dann), stellen wir uns die Frage, ob wir alle Risiken bedacht haben und ob wir wirklich das Richtige tun.
Für einen Neuanfang, egal welcher Art (neue Arbeitsstelle, Wohnortswechsel, einlassen auf besondere Lebensformen, Pflege der Eltern, ...) braucht es ein Hineinrufen von Gott.
So war es auch in den Geschichten der Bibel. Gott sprach und, wenn sein Ruf erklingt, ist er es, der uns diesen Beginn auch zutraut. Dies sehen wir bei Abraham, aber auch bei Mose. Gott ist überzeugt, sie können seinen Auftrag "erledigen", er spricht ihnen dieses Vertrauen aus und zu.
Hier ist Gott aktiv, er macht den ersten Schritt. Er führt und Mose und Abraham, auch Hannah und sie lassen sich auf seine Führung ein.
Mir scheint, wenn es einen Neuaufbruch braucht, Gott mir eine neue Situation auf meiner Lebenswanderung zumutet, braucht es einen Ruf, der mir zeigt, Gott traut es mir zu, er weist mir meinen Platz zu. Nach einer Zeit der Zurüstung, des Umbruchs, des Verarbeitens, benötigt es ein aktives Losgehen von mir selbst. Mit einem Vertrauen auf meine eigenen Fähigkeiten und dem Zutrauen Gottes kann ich an seiner Hand durch seine Führung und Fügung losgehen.
"Vertrau darauf, denn er wird es wohl machen." (Psalm 37,5).
Mit jedem Schritt kann das Neue wachsen, vertraut werden und irgendwann mein neuer Platz auf meiner Lebenswanderung werden.
Das Erkennen und Einnehmen eines neuen Platzes, einer neuen Lebensphase, eines neuen Lebensstatus oder eines neuen Lebensortes, braucht neben Vertrauen, dass es am Ende „zu meinem Besten dient“ in der Phase des Umbruchs und der Zwischenzeit vor allem: Hoffnung, Kraft und Mut.
Im Petrusbrief steht geschrieben (1. Petrus 1,6):
„Obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst, wird sich euer Glaube bewähren und sich als wertvoller und beständiger erweisen als pures Gold, das im Feuer gereinigt wurde.“
Häufig in unserem Leben fühlt sich die Zeit der Prüfungen wie eine Ewigkeit an. Die Phase des „Dazwischens“ mit ihrem Schmerz, ihrem Trauer- und Loslassensprozess und ihrer Orientierungslosigkeit nimmt uns dann oft die Freude und den Lebensmut. Es braucht in dieser Zeit die Hoffnung, dass Gott es selber ist, der die haltende Hand, der stützende Arm und die belastbare Schulter ist, an der wir uns nicht nur anlehnen dürfen, sondern auf der Jesus uns trägt.
Diese Hoffnung des Glaubens, diese Zuversicht auf Gottes guten Weg mit uns, sind die tragenden Steine in der „Zwischenzeit“.
Hast du erst eine Umbruchzeit hinter dir? Kannst du etwas erkennen, was dich gehalten oder dir Mut gemacht hat, durchzuhalten?
Steckst du gerade mitten im schmerzhaften Prozess des Loslassens und es fühlt sich an, als ob dein Leben zerspringt? Was könnte dir neue Kraft geben und einen winzigen Blick auf die Perspektive erhaschen lassen, aus der dich Gott gerade ansieht?
Oder vielleicht bist zu in einem Neubeginn angekommen? Aus der Raupe davor, dem dunklen Verpuppen und dem Schmerz dieser Zeit, ist vielleicht schon etwas großartiges Neues entstanden und du ahnst, dass Gott mit dir in der neuen Situation Weg gehen möchte?
Vielleicht läuft dein Leben gerade aber auch in klaren Bahnen und du siehst dich in Gottes Verheißungen geborgen und kannst ruhig deine Schritte gehen…
Wo auch immer du unterwegs bist auf deiner Lebenswanderung, geh unter Gottes guter Führung, seiner Gnade und nutze seine starke Schulter, zum Anlehnen, er wartet auf dich!
Von Herzen wünsche ich dir einen guten Start in die herbstliche Zeit, ein bunter Umbruch in der Natur, begleitet von Regen und Wind…