Andacht März 2023

Balsam für die Seele

Aussteigen.
Ankommen.


Zu Beginn dieser Fastenzeit haben mein Mann und ich uns spontan zu Exerzitien im Alltag angemeldet. Meine Sehnsucht ist groß, nach den Jahren der Pandemie, beruflichen Herausforderungen und einer geistlichen Wüstenzeit, auszusteigen und (neu – wieder) anzukommen, bei unserem Herrn und Gott, der unserem Leben Sinn und Hoffnung gibt.

Die 40 Tage mit ihren Berichten aus der Bibel bewegen mein Herz. Jesus fastete vierzig Tage in der Wüste und wird vom Teufel auf die Probe gestellt. Mose verweilt vierzig Tage lang auf dem Berg Sinai in Gottes Gegenwart und empfängt Anweisungen für das Volk Israel. Der Prophet Jona predigt dem Volk von Ninive eine Frist von vierzig Tagen, bis Gott sein Strafgericht an ihnen vollziehen wird. Elija flüchtet in die Wüste und wird von Gottes Engeln gestärkt. Es gibt noch weitere Geschichten in der Bibel zu entdecken, rund um die Zahl 40, die in ihrer Symbolik für das „volle Maß“ steht.

Wie dankbar dürfen wir sein, dass Gott uns sein volles Maß an Liebe, Barmherzigkeit,  Versorgung und Erziehung zugesteht. Auch wenn es mir nicht gefällt, Wüstenzeiten gehören zum Leben und Wachstum dazu. Ja, und ich ringe, manchmal verzweifelt mit Tränen in den Augen, um dann wiederum tief durchzuamten, alle Hoffnung zu sammeln, mit dem tiefen Herzenswissen, Gott ist da, er sieht mich und lässt mich nicht los.

Erwartungsvoll.

So wie einst die Jünger und Jesus Zuhörer gehe ich erwartungsvoll in diese Zeit vor Ostern. Ich will meine Ohren und Herz öffnen für das, was Gott mir sagen möchte und erwartungsvoll sein für die kleinen, wertvollen Impulse im Alltag, die in der letzten Zeit von zuviel Arbeit, Ablenkung und Sorgengedanken überflutet wurden. Ich will lernen zur Ruhe zu kommen in Gottes Gegenwart, ihm die Dinge überlassen, über die ich keine Kontrolle habe. Ankommen – Sein-dürfen – ohne Leistung und Druck, mit meiner Verletzlichkeit, Schwächen und Hoffnungen. Das ist mein Gebet, zu lernen von Maria, die zu Füßen Jesus saß und ihm erwartungsvoll lauschte und ein Stück Marta abzulegen, die mit ihrer Betriebsamkeit meinem Naturell so nahe kommt.

Auf ihrem Weg nach Jerusalem kamen Jesus und die Jünger auch in ein Dorf, in dem eine Frau mit Namen Marta sie in ihr Haus einlud. Ihre Schwester Maria saß Jesus zu Füßen und hörte ihm aufmerksam zu. Marta dagegen mühte sich mit der Bewirtung der Gäste. Sie kam zu Jesus und sagte: »Herr, ist es nicht ungerecht, dass meine Schwester hier sitzt, während ich die ganze Arbeit tue? Sag ihr, sie soll kommen und mir helfen.« Doch der Herr sagte zu ihr: »Meine liebe Marta, du sorgst dich um so viele Kleinigkeiten! Im Grunde ist doch nur eines wirklich wichtig. Maria hat erkannt, was das ist – und ich werde es ihr nicht nehmen.«

Es gibt Zeiten, da braucht es die doppelte Portion Balsam für die Seele. Wenn uns die negativen Umstände in unserem Leben überrollen, wir gefühlt in der Wüste feststecken oder wir ratlos in die Zukunft blicken. In der Jahreslosung spricht Gott uns sein „ich sehe dich mein geliebtes Kind“ zu. Unabhängig von dem was wir leisten, will er mit uns Beziehung leben. Dazu lädt uns die Fastenzeit vor Ostern in besonderer Weise ein.

Meine Schwester hat mir von ein paar Tagen den folgenden Vers vom Hl. Franz von Sales (1567-1622) zugeschickt:

 

Wenn dein Herz wandert oder leidet,
bring es behutsam an seinen Platz zurück
und versetze es sanft in die Gegenwart Gottes.
Und selbst dann,
wenn du nichts getan hast in deinem Leben,
außer dein Herz zurückzubringen
und wieder in die Gegenwart Gottes zu versetzen,
obwohl es jedesmal wieder fortlief,
nachdem du es zurückgeholt hattest,
dann hat sich dein Leben wohl erfüllt.

Ich wünsche euch von Herzen für diese Fastenzeit eine dicke Portion Balsam für euer Herz und Seele, dass ihr zur Ruhe kommen könnt in Jesus Gegenwart. Bei ihm dürft ihr alle Masken ablegen, euer Herz ausschütten, schreien, weinen, schweigen, aber auch lachen, singen und tanzen. Habt Mut wieder anzuknüpfen an Gottes Vaterherz. Auch wenn wir seine Wege nicht immer verstehen, so geht er jeden Weg mit uns mit. Er formt und schleift uns, schenkt unseren Becher des Lebens voll ein. Manchmal anders als gewünscht, gebraucht er uns in dieser Welt. Aber dennoch dürfen wir aus seiner Hand das volle Maß an Liebe, Hoffnung und Ewigkeit empfangen.

Eines meiner Lieblingsbücher aus Kindertagen war Frederick, die Feldmaus, die im Sommer/Herbst scheinbar faul in der Ecke saß und den anderen Mäusen nicht beim sammeln der Vorräte half. Im Winter als die Mäuse dann frierend in ihrem Bau saßen, erzählte Frederick Geschichten vom Sommer, von den Sonnenstrahlen, den bunten Farben und vielem mehr und ermutigte so die gesamte Mäuseschar. Eine wundervolle kleine Geschichte über das Leben, über die Geschäftigkeit, die uns aber nicht den Sinn für das Schöne und die kleinen Wunder im Alltag rauben sollte, über graue, trübe Zeiten wo es so wertvoll ist, nicht alleine unterwegs zu sein und vieles mehr.

Wie passend dazu kommt mir die Bibelstelle, wo Jesus in der Wüste war, in den Sinn:

Darauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde. Und als er 40 Tage und 40 Nächte gefastet hatte, war er zuletzt hungrig. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden! Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!«

Matthäus 4,4

Alles im Leben hat seine Zeit, auch Betriebsamkeit hört dazu, aber wir sollten das Wesentliche nicht aus dem Blick verlieren, auch dazu lädt die Fastenzeit ein. In der Bibel finden wir geistliche Nahrung, die so wichtig ist für unser Herz und für unser Leben. Durch die Bibel können wir Gottes wahres Wesen entdecken, wie er durch Jesus und seinen guten Heiligen Geist in der Welt und in den Menschen wirkte.

Und wie schön ist es dann, wenn auch wir – nach dem Aussteigen und Ankommen - für andere wie(der) Balsam für die Seele sind. Lasst uns bunte Farben von Ermutigung und Zuspruch sammeln für trübe Tage, für uns selber, aber auch für die Menschen die uns Gott über den Weg schickt. Begleiter in Wüstenzeiten sind wo wertvoll, die mit uns gehen und uns Ermutiger sind mit ihren Lebenszeugnissen und Gottes-Erfahrungen.

 

Seid gesegnet, behütet und getragen in der Fastenzeit und mit Momenten beschenkt, die euch auftanken und zur Ruhe kommen lassen in Gottes Gegenwart. Und dann habt Mut und geht hinaus in die Welt und teilt eure mutmachenden Lebensfarben mit den Menschen die ihr trefft.


Marion im März 2023

Fotos:
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