Andacht Juni 2023
10.000 Gründe
Ich sitze im Gottesdienst und singe das Lied „10.000 Gründe“. Es geht leicht von den Lippen, die Melodie ist schön, die Klavierbegleitung sowieso – aber – was singe ich da eigentlich?
Komm und lobe den Herrn
Meine Seele sing
Bete den König an
Writers: David Hanheiser, David Schnitter, Jonas Myrin, Matt Redman
(Link zum Lied)
Gott zu loben für das wer er ist und was er tut ist mein innerster Wunsch und meine Überzeugung. Wenn mir das Loben auch nicht jeden Tag und jede Stunde leicht über die Lippen geht, so ist es doch meine innere Herzenshaltung. Ich habe mein Leben Gott zu verdanken, alles Gute und Wertvolle, und ich darf auch wissen, dass alles herausfordernde und un-gute in meinem Leben an Gott vorbei muss. Nichts passiert ohne sein Wissen und seine „Erlaubnis“.
Und doch fordern heute einige Textzeilen des Liedes ganz besonders meine Aufmerksamkeit und vielleicht auch Mühe.
„Was auch vor mir liegt und was immer auch geschehen mag,
lass mich noch singen, wenn der Abend kommt.“
Ein weitreichendes Statement. Ein klares Bekenntnis dazu, dass Gott in mein Leben sprechen darf, dass er Führungen in mein Leben bringen darf, die mir vielleicht nicht passen. Und der tiefe Wunsch weiter singen zu können.
Wie fühlt sich das für dich gerade an?
Kannst du (noch) singen?
„Und wenn am Ende die Kräfte schwinden, wenn meine Zeit dann gekommen ist, wird meine
Seele dich weiter preisen, 10.000 Jahre und in Ewigkeit.“
Gefühlt ist das von mir – was mein eigenes Leben betrifft – weit weg. Ich bin und fühle mich viel zu jung um daran zu denken, dass die Kräfte schwinden. Und doch bin ich zurzeit damit konfrontiert, dass im hohen Alter die Kräfte bei Menschen schwinden. Ein Menschenleben beginnt klein und hilflos – und endet nach einem langen Leben (oftmals) hilflos und mit einem regelrecht in sich zusammenfallenden Körper. Das ist Menschsein: kommen und gehen, Anfang und Ende, Neues entsteht und altes Zerfällt.
Ein schöner Gedanke: wenn man als alter und sterbender Mensch (wo sich die Altersschwachheit ja oft auch auf den Kopf und das Denken auswirkt) auch diese Lebensphase vertrauensvoll und voll festen Glaubens aus Gottes Hand kann.
Und er (Jesus) hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen!
Nach einem Leben voller Saft & Kraft alles in die Hand Gottes zu legen und die eigene (körperliche und geistige) Schwachheit anzunehmen. Das ist wirklich ein spannender Prozess.
Dass die Seele – auch in schweren Zeiten, auch im Alter und im Sterbeprozess weiter Gott den HERRN preisen kann, das ist mein Wunsch.
Jesus zu danken, ihn zu loben und preisen, auch in der Lebensphase, in die wir Hannahs uns befinden, ist und bleibt immer wieder eine Herausforderung. Wir Hannahs stehen an ganz unterschiedlichen Punkten:
- in der Ungläubigkeit, warum es mit dem schwanger-werden nicht klappt und der Angst ob man wohl selbst wirklich dauerhaft zu den Kinderlosen gehören wird
- inmitten der so quälenden Kinderwunschjahren mit Hoffnung & Enttäuschung und Tränen der Verzweiflung
- und im Suchen nach einem Weg wie mit einer vielleicht schon feststehenden Realität der endgültigen Kinderlosigkeit gut umgegangen werden kann. Die Suche nach einem Platz im Leben, nach Versöhnung mit diesem Lebensweg, nach vorsichtigem Aufbruch, der in einer fröhlichen Gelassenheit münden kann.
In diesem sich über Jahre hinziehenden Prozess
„will meine Seele dich weiter preisen. 10.000 Jahre und in Ewigkeit.“
Irgendwie reicht meine Vorstellungskraft nicht, mir 10.000 Jahre vorzustellen, geschweige denn eine Ewigkeit. Auch da könnte ich mich fragen, „was singe ich da eigentlich?“. 10.000 Jahre …. Null vorstellbar.
Trotzdem mag ich dieses Lied und ich werde es weiter singen: im Gottesdienst, unter der Dusche oder wo auch immer. Und es soll mich anspornen immer wieder froh und dankbar über de 10.000 Gründe nachzudenken, weswegen ich Gott loben, preisen und ihm danken kann.
10.000 Jahre können wir uns nicht vorstellen, 10.000 Gründe schon. Fang doch mal eine Liste an. Excel hat über 1 Million Zeilen, da passen 10.000 Gründe locker rein. Fang doch mal an!