Andacht August 2017

Schöpfungsauftrag

 

Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.
Und Gott segnete sie, und Gott  sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan;
und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!

1. Mose 1, 27-28

Auf ganz unterschiedliche Weise begegnete mir die letzten Monate der „Schöpfungsauftrag“. Schnell merkte ich, dass ich meinen Fokus fast nur auf die Worte „seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde“ legte. Aber ist das wirklich alles? Neugierig so schaute ich mir die Schöpfungsgeschichte genauer an.

Was hat Gott in unser Leben gelegt?
Was ist unser Auftrag?

Gott schuf uns, schuf mich nach seinem Bild. Gleich am Anfang steht hier sein Segen. ER segnet mich, bevor ich etwas tun konnte, bevor ich etwas leisten konnte. Gott segnet mich, weil ich ihm ähnlich, nach seinem Bild geschaffen bin.

Als gesegneter Mensch, der Gottes Ebenbild in sich trägt, werden mir Aufgaben übertragen. Ich darf mitwirken an Gottes Welt, an seiner Schöpfung, darf sie gestalten und weiterentwickeln. Gott verleiht uns, mit den uns anvertrauten Aufgaben, Würde. Wir können und dürfen ihm etwas zurückgeben, dürfen ihm dienen.

… und macht sie euch UNTERTAN; und HERRSCHT über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!
1. Mose 1, 28

Ich darf die mir anvertraute Erde in Besitz nehmen, darf sie in der Verantwortung vor Gott gestalten. Dinge und Vorgänge dürfen erforscht werden, um sie zu verstehen und vielleicht auch weiterzuentwickeln.
Gott wünscht sich, dass wir als von ihm bevollmächtige Menschen entscheiden und handeln.

„Wir haben ein bestimmtes, individuelles Maß an Macht und Einfluss erhalten, um damit gute Ziele fördern zu können.“ [1]

Ich frage mich, wie oft ich eben keinen Einfluss nehme, vielleicht auch keinen Einfluss nehmen will, keine Entscheidung treffe und mich lieber in die hinteren Ränge verkrümel. Aber ist es das, was Gott sich darunter vorstellt, wenn er mich beauftragt, untertan zu machen und zu herrschen? Wenn ich meinen Blick darauf richte, als Ermächtigt(r) zu leben, dann gibt es manchen Dingen, manchen Entscheidungen eine andere Richtung.

Und Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu BEBAUEN und ihn zu BEWAHREN.
1. Mose 2, 15

„Ich kann sowohl Neues hervorbringen, wie auch bereits vorhandenes pflegen und schützen. Ich kann Dinge erfinden und herstellen – und ich kann für schon vorhandenes Sorge tragen. Ich kann Einfluss darauf nehmen, welche Art von Person ich werden möchte. Ich kann zu Neuem aufbrechen und meinen Beitrag dafür leisten, dass es Wirklichkeit wird. Ich kann das mir Anvertraute schützen: gelebte Werte, eine gute Beziehung, Umgangsformen, hilfreiche Sichtweisen und Überzeugungen, meinen Glauben.“  [1]

Wie viel Potenzial hat Gott in mich hinein gelegt. Ich darf etwas schaffen, hervorbringen, gestalten, kreieren, …

Auch bin ich als Person nicht festgelegt auf bestimmte Verhaltensmuster und Eigenarten. Ich kann und darf mich weiterentwickeln, meine Gaben und Fähigkeiten entdecken und fördern. Mein Beitrag ist es, dass die Welt und auch die Menschen blühen und gedeihen können. [2]

Und Gott, der Herr, bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und genau so wie der Mensch sie, die lebenden Wesen, nennen würde, so sollte ihr Name sein. Und der Mensch gab Namen allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes.

Auch hier wird der Mensch, werde ich, aktiv in die Schöpfung mit einbezogen.

Gerhard Rat sagt:

„In der Benennung entdeckt, bestimmt und ordnet der Mensch seine Welt.“

Ich darf gestalten und benennen. Dabei werden Dinge geordnet, vielleicht auch neu zugeordnet. Etwas bekommt seinen Platz.
Nicht nur Gegenstände sollen geordnet werden. Manchmal ist es auch gut, wenn ich meine Gedanken und Gefühle ordne. Sie benenne und ihnen den richtigen Platz zuweise, so dass sie nicht Macht über mich bekommen. Da kann es auch sein, dass ich Dinge ansprechen, klären und entscheiden muss.

Noch sind das alles Bruchstücke auf der Entdeckungsreise meines/unseres Schöpfungsauftrags.
Aber vielleicht dürfen Euch diese Gedankensplitter anregen weiterzu denken, weiter zu suchen, Euren Auftrag zu finden als ermächtige, gesegnete und geliebte Kinder Gottes.


»ganz bewusst sind hier die Gedanken zu „seid fruchtbar und vermehrt euch“ herausgelassen, auch, weil viele Gedanken dazu im Forum schon niedergeschrieben sind.«

Simone – August 2017


Fußnoten

[1] Von der Kunst sich selbst zu führen (Thomas Härry)
[2] Berufung (Timothy Keller)
Photos: privat