Andacht Januar 2025
Innehalten
Innehalten, ein Wort, das selten geworden ist.
Ich halte inne, unterbreche meine momentane Tätigkeit.
Der Winter ist für mich ein innehalten.
Die Natur liegt brach, pausiert.
Die Töne werden leiser, die Farben gedeckter.
Manches scheint abgestorben.
Ruhe und Stille kehrt ein.
Dieses Jahr empfinde ich den Winter als Einladung, inne zu halten.
Wie die Natur sich im Winter zurückzieht, kann ein Rückzug auch für mich am Anfang des Innehaltens stehen.
Ein gemütlicher Ort, ein stiller Raum, die winterliche Landschaft helfen mir, aus dem Alltagsgeschehen auszusteigen.
Innehalten, kann eine Herausforderung sein, denn wenn ich meine Tätigkeiten sein lasse, zur Ruhe komme, gebe ich den Gedanken in mir Raum, die ich bisher gut in Schach gehalten oder sogar verdrängt habe.
Manche dieser Gedanken sind erschreckend, weil sie mir meine Fehlerhaftigkeit vor Augen führen. Andere zeigen mir meine Verletzlichkeit und Schwäche.
Jesus lädt mich ein, zu ihm zu kommen.
„Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.“
(Matthäus 11, 28 Hfa)
Im Innehalten kann und darf ich all diesen Gedanken Raum geben. Sie müssen nicht gleich sortiert, eingeordnet, bewertet und aufgedröselt werden. Ich breite sie vor mir und vor Gott aus.
Seine Liebe schafft einen sicheren Rahmen, damit ich mich der Wahrheit über mich, über mein Erleben, über meine Mitmenschen, stellen kann. Wir brauchen keine Angst zu haben.
Gott ist nicht überrascht über das, was ans Licht kommt. Es ist schon alles in seinem Licht.
Indem ich innehalte kann Ruhe in mein Leben, in meine Gedanken, mein Herz einziehen.
Ruhen in der Gegenwart Jesu. Dabei muss ich mich nicht erklären, meine Gedanken nicht schön formulieren. Er versteht auch die wortlosen Worte, die Worte, die ich erst noch finden muss.
Innehalten – eine Einladung, einfach sein zu dürfen, nichts tun zu müssen.
“Bei Gott allein findet meine Seele Ruhe, von ihm kommt meine Hilfe“
Psalm 62,2 (NGÜ)
Ich erinnere mich zurück an eine Zeit, in der mich die Kindersehnsucht überrollt hat.
Verzweifelt und mit Tränen saß ich in meinem Stuhl und hatte keine Worte mehr für diesen Schmerz. Und dann nahm Jesus neben mir Platz. Nicht, dass ich ihn gesehen hätte, aber er war da, an meiner Seite. Seine Gegenwart durchflutete den Raum. Er saß einfach da, weinte mit mir um die nie geborenen Kinder.
Meine Seele kam an seiner Seite zur Ruhe. Sein Friede zog in mein Herz ein.
Äußerlich hat sich nichts verändert, aber innerlich habe ich erlebt, dass meine Seele bei IHM Ruhe gefunden hat.
Auch wenn vieles im Winter abgestorben erscheint, so ist das aufblühende Leben nur tief verborgen. Mir macht das Mut.
Wie und wann sich Neues in mir und für mich anbahnt, dass ist mir oft nicht bekannt, dennoch steht in Jesaja 43, 19 (Hfa) eine Verheißung, an der ich mich festhalten will.
„Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.“