Die Latte Macchiato schmeckt super, der Erdbeerkuchen auch – endlich Sommer und frische Erdbeeren. Die Sonne scheint und es ist warm. Das Familienfest sollte ein richtig schöner Tag werden. Alles ist stimmig. Es sind viele Leute da, viele Familien, viele Kinder. Ein turbulentes fröhliches Fest. Aber Carla und Timo* können sich nicht entspannen. Sie fühlen sich fehl am Platz, scheinen nicht zu den anderen Leuten und den Gesprächen zu passen. Ein Gefühl von „die anderen sind komplett“ macht sich in Carla breit. Komplette Familien, fertige Familien. Sie und Timo sind halt ein Ehepaar – nicht mehr und nicht weniger – ja, sie sind auch Tante und Onkel, aber das ist halt was anderes wie Mutter und Vater. „Na? Macht deine Leni noch einen Mittagschlaf?“ hört sie wie ein Mann am Tisch seinen Nebensitzer fragt. Väter unter sich. Man könnte wahnsinnig werden. Irgendwie diesen Sonntag rum kriegen und sich auf die neue Woche freuen – wo „man wieder jemand ist“ und nicht im Familiendschungel untergeht.
*Namen frei erfunden

So oder so ähnlich hat sich bestimmt schon manches Familienfest abgespielt. Vielleicht kennst du das? Solche Situationen sind belastend. Be-LAST-end. Und überfordernd. Wie reagieren? Die coolen spielen? Oder missmutig alles über sich ergehen lassen, so dass die anderen erst recht merken, dass wir nicht dazu zu passen scheinen? Was ist authentisch? So oder so – zu was bin ich an so einem Tag in der Lage und zu was nicht?

Lasten liegen auf unserem Alltag, auf unserem Leben. Im Übrigen nicht nur bei Carla und Timo. Sondern auch bei all den anderen Leuten auf dem Fest, den Familien, den Müttern und Vätern. Auch deren Leben ist nicht frei von Be-LAST-ungen und Überforderung. Auch wenn es für uns Hannahs-Ehepaare manchmal so aussieht.

Lasten drücken – und erdrücken. Lasten können manchmal recht gut getragen werden, manchmal sind sie so schwer, dass man meint zusammen zu brechen. Sorgen um die Zukunft, Angst zu versagen, Angst vor dem Alleinsein, Krankheits-Diagnosen, Ehe-Probleme, Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung durch andere, Schuld, Scham, Kinderwunsch, Kinderlosigkeit, ... die Liste von möglichen Lasten ist lang. Vielleicht gibt es im Leben manchmal unbeschwerte und sorglose Zeiten, die gilt es zu genießen. Aber ein Leben ganz ohne Lasten wird es nicht geben. In einer Welt, die seit und durch den Sündenfall zu einer belasteten Welt geworden ist, kann es kein (dauerhaft) unbelastetes und sorgloses Leben geben. Nun, das an sich ist kein Trost, aber eine Erklärung, die für mich über allem steht und die mich immer wieder etwas erdet.

Wohin nun mit meiner Last/meinen Lasten?

In einem Lied das wir früher in der Kinderstunde gesungen haben heißt es

„Er nahm mir meine Last ab und rollte sie ins Meer, rollte sie in Meer, rollte sie ins Meer. Er nahm mir meine Last ab und rollte sie ins Meer. Abschied fällt in diesem Fall nicht schwer.“

Als Kind hat man ja eigentlich noch keine Ahnung davon, was im (Erwachsenen-)Leben alles mal noch auf einen zukommt. Ich erinnere mich aber, dass dieses Lied mich immer sehr beeindruckt hat – besonders auch im Hinblick auf Vergebung von Schuld. Schuld, die ich auf mich geladen habe versenkt Jesus einfach im Meer. Auf nimmerwiedersehen!

Matthäus 11, 28-30
Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen (= belastet) seid, so will ich euch erquicken!
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig,
so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.

 

Als Christ hänge ich mit Jesus in einem Joch. Nun, der Mensch kann das einschränkend empfinden:
warum nicht frei sein und hinlaufen wo ich will und machen was ich will? Ja, so kann man es sehen.
Jesus zwingt mich zu nichts. Aber wenn ich will, kann ich mich mit ihm in sein Joch einspannen. Und dann gehen wir gemeinsam. Er mit mir, Schritt für Schritt. Und das scheint mir der beste Weggefährte zu sein, den ich mir wünschen kann. Er fällt nicht. Er geht sicher und manövriert mich durch den Alltag und mein Leben.
Als Jesus auf dieser Erde war hatte er immer einen besonderen Blick für die Schwachen, die Armen, die, denen etwas fehlt. Gott legt besondere Wertschätzung auf die „Armen“ – nun, wer sind die Armen? Vielleicht sind wir reich an Geld oder dem was man zum Leben braucht, aber jedem von uns fehlt auch etwas. Etwas das wir geplant und uns gewünscht haben. Wenn Träume zerplatzen, wenn uns Verwirklichungschancen fehlen... dann trifft uns diese (relative) Armut.

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig (vgl. 2.Kor.12,9).

Wohin mit deiner Last und Überforderung? Bring alles zu Jesus und nehme sein sanftes Joch in Anspruch.

Christoph Zehendner bringt es in einem wunderbaren Lied auf den Punkt, hör doch rein:
Er hört Dein Gebet (https://www.youtube.com/watch?v=ViJVQXKKSG0)

Tine, im Juni 2022


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