Andacht Oktober 2018

Hast, Zeitnot & Betrieb

Der Sommer ist vorbei und immer mehr verblassen die Urlaubsstimmung und die Erholung. Schon jetzt hört man von überall, wie ausgelaugt und gelähmt sich viele in ihrem (wieder) Alltag fühlen… Schon der „normale Alltag“, aber auch das, was unvorhergesehen dann noch dazu kommt, artet bei vielen in Stress aus, ist pure Hektik und Schnelllebigkeit. Damit einher geht oft Unglücklichsein, Erschöpfung und die Frage:

„Ist das wirklich, das Leben (das ich will / das Gott will)?“

Sicher ist, dass Gott nicht will, dass du unglücklich, erschöpft, müde und ausgepowert bist.
Aber er will, dass du den Sinn des Lebens, insbesondere den Sinn deines Lebens findest, den er für dich in liebevoller Voraussicht geplant hat.

Gott möchte, dass wir von Zeit zu Zeit, eine Lebens- und Zeitbilanz halten und überprüfen, ob wir unsere (Lebens-)Zeit auch wirklich richtig einsetzen. Da gilt es (gemeinsam mit Gott, aber auch dem Partner), abzuwägen, was noch weiterhin „dran“ ist, was vielleicht überholt werden muss, was schon lange nicht mehr Priorität oder vielleicht gerade mehr bekommen sollte, …

„Ganz gleich, was du heute auf deiner To-do-Liste stehen hast: Gott hat dich nicht damit beauftragt, ständig unter Strom zu stehen. Er möchte, dass du ein sinnvolles Leben führst und sowohl Gott als auch Menschen dienst – jeden Tag.“[1] Ich möchte hinzufügen: Dass du ein sinnvolles Leben führst, bei dem DU nicht selbst auf der Strecke bleibst

Denn Gott sagt klar und deutlich in:
 

Matthäus 11, 28f

„Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet Ihr Ruhe finden für eure Seelen.“

Ja, es stimmt,

in der Arbeit, der Gemeinde, dem Verein (…) wird einem viel abverlangt. Da braucht es oft mehr Kraft und Zeit, als man eigentlich hat / investieren kann… Und wenn nun mal gerade überall Hilfe notwendig ist, dann muss man halt mal mehr Gas geben als sonst. Oder nicht? Und wenn nun der Herbstputz im Gemeindehaus ansteht?! Und die guten Aktivitäten, die wollen schließlich auch unterstützt sein, egal, ob das in der Gemeinde ist, im Sportverein oder wo auch immer… Und schließlich haben wir doch auch so viel Zeit, wir Kinderlosen…

Also tun wir nicht denn genau das: Sind wir nicht im Dienst für Gott und für andere Menschen tätig? Das IST doch sinnvoll eingebrachte Zeit!!!! Egal, ob in der Kirche oder im Sportverein, …

VORSICHT! Manchmal verwechseln wir unsere (christliche) Beschäftigung damit, unsere Zeit für Gott einzusetzen. Nicht selten sind es viele organisatorische Dinge, die eigentlich die Zeit in Anspruch nehmen und Gott und seine Beziehung zu uns (Zeit mit ihm im Du zu Du) steht eigentlich am Rand. Manchmal kommt auch die Zeit oder die Kommunikation mit anderen Menschen zu kurz, obwohl diese eigentlich bewusst und gewollt im Mittelpunkt unseres Bemühens steht, weil das Organisatorische den Raum einnimmt.

Gott wünscht sich, dass wir inne halten und unsere Zeit (für ihn) genau betrachten. Gott freut sich über Zeit, die wir mit ihm alleine oder mit anderen zusammen verbringen. Es ist für ihn geschenkte Zeit. Dennoch möchte er nicht, dass wir in Aktivitäten für ihn versinken und dadurch in Zeitnot, Hetze und Betrieb verfallen. Sein Wunsch ist es, dass wir durch Zeit mit und für ihn erquickt werden und der Hunger unserer Seele gestillt wird. Er möchte nicht, dass wir uns wie ein Hamster im Rad oder eine Marionette fühlen, ggf. sogar Beziehungen zu unseren liebsten Mitmenschen daran zugrunde gehen, weil die Zeit fehlt.

Gottes Wunsch ist es, dass wir in einem wohl geordneten Rhythmus von Arbeit und Ruhe leben. Sogar Gott selbst schaffte sich einen Ruhetag und empfahl ihn auch uns Menschen… Gott war nicht etwa erschöpft oder ausgebrannt, weil er eine  Pause brauchte, er gönnte sich einfach die Ruhe, um sich an seiner schönen Welt zu erfreuen.

Alles hat seine Zeit (Prediger 3, 1-12)

  1. Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit:
  2. Geborenwerden und Sterben, Pflanzen und Ausreißen,
  3. Töten und Heilen, Niederreißen und Aufbauen,
  4. Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen,
  5. Steinewerfen und Steinesammeln, Umarmen und Loslassen,
  6. Suchen und Finden, Aufbewahren und Wegwerfen,
  7. Zerreißen und Zusammennähen, Schweigen und Reden,
  8. Lieben und Hassen, Krieg und Frieden.
  9. Was also hat der Mensch davon, dass er sich abmüht?
  10.  Ich habe erkannt, was für eine schwere Last das ist, die Gott den Menschen auferlegt hat.
  11.  Für alles auf der Welt hat Gott schon vorher die rechte Zeit bestimmt. In das Herz des Menschen hat er den Wunsch gelegt, nach dem zu fragen, was ewig ist. Aber der Mensch kann Gottes Werke nie voll und ganz begreifen.
  12. So kam ich zu dem Schluss, dass es für den Menschen nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und das Leben zu genießen.

Wenn man die Zeit (von Gott vorbestimmt) als ein Geschenk ansieht, ist sie etwas, das man aus seinen Händen nimmt.

Für mich ist „Umgang mit meiner Zeit“ schon immer eine große Aufgabe gewesen. Immer wieder hat mich das Thema „Zeit“ in der Seelsorge eingeholt, immer wieder scheitere ich daran, dass ich zu viel mache, plane, laufe, (ja, manchmal auch leerlaufe) … und am Ende für mich und auch meine Gottesbeziehung nichts mehr an Zeit übrig bleibt… Dann bleibt das Auftanken körperlich, seelisch und geistig auf der Strecke… Es fällt mir sehr schwer zu glauben und zu akzeptieren, dass ich meine (zeitlichen) Grenzen gelassen akzeptieren kann, wenn ich meine Lebenszeit aus Gottes Hand nehme und sie verantwortlich einteile. Denn er hat mich mit meinen Grenzen erschaffen, genauso wie er meine Lebenszeit und meine Berufung geplant hat.

Gott hat einen passgenauen Zeit- und Lebensplan für mich, der ohne Hektik, Stress und Überforderung von ihm geplant ist. Gott hat Arbeits- und Ruhephasen für mich eingeplant.

Wenn ich erkenne, dass Gott der Herr über meine Zeit, aber auch die Inhalte meiner Zeit ist, kann ich gelassen zu seiner Ehre auch mal „nein“ sagen, um nicht in Hektik und Eile zu geraten, um die wertvoll anvertraute Zeit richtig nutzen zu können.

Um „nein“ zu Dingen, Aufgaben, Anfragen, … oder Menschen sagen zu können, ist es wichtig für mich zu wissen, was Gottes Plan und Ziel für mein Leben ist. Um das (immer wieder neu) zu erkennen, brauche ich bewusst Zeit mit Gott, die mich ausrichtet und mir Klarheit und Weisheit schenkt… Und hier schließt sich der Kreis… Eile ich in Hektik durch mein Leben, manchmal sogar im Leerlauf, kommt meine persönliche Zeit mit Gott ebenso wie mein körperliches Auftanken zu kurz… Aber nur in dieser Zeit kann mich Gott ausrichten, ermuntern, erquicken ...

Steigst du auch aus aus dem Hamsterrad der Zeitnot, dem Betrieb?

Ich möchte es! Ein Lernfeld, ein großes vielleicht, aber sicher ein gesegnetes ...

Mache dich auf den Weg und finde Ruhe und Erholung in deinem Leben mit und bei Gott!

Ps 62,2

Nur bei Gott wird meine Seele still,
von ihm kommt meine Hilfe.

Seeigel im September 2018


[1] Joyce Meyer Magazin Dezember 2016
Fotos: pixabay.com/de