Andacht Januar 2026

ReCap auf 2025 - "Prüft alles und behaltet das Gute!"

Wieder stehen wir am Übergang in ein neues Jahr. Da ist auch manchmal etwas Melancholie mit dabei. Die Tage sind kurz, die Dunkelheit lang – und selbst die festlichen Lichter helfen nicht immer um diese Stimmung vertreiben. Es ist eine Zeit, in der vieles still ist. Eine Zeit, die einlädt, nachzudenken und den Blick noch einmal zurückzuwerfen, bevor das neue Jahr uns wieder mit voller Kraft vorwärtszieht.

Und weil bei uns Hannahs manches anders ist als anderswo, richten wir unseren Blick im Januar nicht sofort nach vorn auf die Jahreslosung 2026. Stattdessen nehmen wir uns bewusst noch einmal Zeit für die Jahreslosung 2025 aus 1.Thessalonicher 5, 21: „Prüft alles und behaltet das Gute“. Zeit zum Nachdenken. Zeit zum Erinnern. Zeit zum Loslassen – und für einen behutsamen Neuanfang. 

ReCap des Jahres 2025: Was hat dich bewegt? 

Vielleicht Hoffnung – vielleicht Erschöpfung. 
Vielleicht Trauer, die leise geworden ist, oder genauso geblieben ist. 
Vielleicht neu hinzugekommene Trauer, nicht nur über ein eigenes Kind, sondern über einen Menschen der uns vertraut war und gestorben ist. 
Fragen, die keine Antworten finden, schon gar keine schnellen. 
Antworten wiederum, die nicht zu den Fragen passen. 

Wenn ich mir die Jahreslosung 2025 noch einmal anschaue, will ich nicht fragen „hat sie gehalten was sie versprochen hat?“, das geht kaum, denn die Jahreslosung war ein Imperativ, eine Weisung, und keine Zusage/Verheißung. 

 

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thessalonicher 5,21) – auf den Textzusammenhang, in den Paulus diese und weitere Weisungen gibt, gehe ich heute nicht ein. Ich zerpflücke den Vers in die beiden Bestandteile, jeweils mit Fragen zum Nachdenken. 

1. „Prüft alles“ – auch das Schwere darf da sein

Prüfen heißt für mich hier nicht bewerten im Sinne von gut oder schlecht
Es heißt: anschauen, was war – ohne es kleinzureden. 

Für viele von uns gehört zum Jahr:

  • Hoffen, und doch nicht schwanger werden, oder die Schwangerschaft blieb nicht
  • Hoffen, dass man mit der Trauer und dem Schmerz besser umgehen kann, vielleicht ist das wieder nicht eingetreten oder eben nicht dauerhaft
  • Abschied von Erwartungen 
  • der Schmerz, wenn Freundinnen oder Verwandte diesen Weg gehen, der uns verwehrt bleibt, und sie das vielleicht auch noch als total selbstverständlich sehen. 
  • das Gefühl, übersehen oder missverstanden zu werden, nicht vorzukommen. 

Was ist wesentlich beim ReCap? In meinen Augen ist es das ehrliche „Anschauen“ von Gefühlen, Emotionen, Bedürfnissen. Anschauen was war oder ist, ohne es kleinzureden. Ich bin ein Mensch, der oft denkt oder sagt „ach, passt schon“, beiseiteschieben was unangenehm ist oder nicht sein soll. 
„Prüft alles“ fordert mich heraus echt anzuschauen was war und ist, ohne Tabu. Vielleicht auch aufschreiben (wer mag). 
Dankbarkeitsrituale sind sehr wertvoll, sich z.B. abends zu überlegen für welche drei Momente oder Dinge ich heute dankbar bin. Wer allerdings dazu neigt, Dinge schnell schönzureden für den gilt: schau dir einmal bewusst an, was du fühlst, auch was nicht nur Dankbarkeit ist. Sich wirklich klar werden über das was gerade grummelt, über das was Not macht, über das was mich aufregt – was ist da dahinter? Hinter Neid oder Wut steckt oft Enttäuschung. Enttäuscht über was? Was ist das? Gehe diesen Gedanken einmal nach. 

Prüfen heißt hier für mich: wahrnehmen, anschauen und analysieren was war und ist, eigene Bewertungen machen (nicht die der anderen – wie fühlt sich das und das für mich an?). Manches im vergangenen Jahr ist vielleicht hilfreich gewesen, manches hat mich zurückgeworfen, manches hat mir Mut gemacht, manches macht mir Angst, vielleicht mehr als zuvor. Manches beschämt mich, manches belastet mich. An manchem bin ich schuldig geworden. Andere sind an mir schuldig geworden. 

All das darf im Rückblick Raum haben. Gott fordert uns nicht auf, Leid schönzureden. Schau in die Psalmen, da krachts vor „nicht schönreden“. 

Prüfen heißt: Ich sehe hin. Und Gott sieht mit. Mündig und offen. Ohne Tabus. 

Frage zum Nachdenken:

  • Was hat das vergangene Jahr geprägt? Welche Situationen, welche Gefühle, welche (unausgesprochenen) Bedürfnisse? 

Schau hin auf das, was war – ohne es sofort einordnen oder bewerten zu müssen. 
Einfach wahrnehmen, was sich zeigt. 

2. „… und behaltet das Gute“ – nicht das Perfekte

Vielleicht denkst du jetzt an:

  • eine Freundschaft, die geblieben ist oder neu entstanden ist 
  • einen Urlaub, an dem du durchatmen konntest 
  • die Kraft, weiterzugehen – auch ohne Antwort 

Das Gute ist manchmal nicht die Erfüllung eines Wunsches, sondern die Erfahrung, nicht zerbrochen zu sein. 

Jedoch: wenn wir in unseren großen Nöten feststecken, was hilft mir der Halbsatz „und behaltet das Gute“? Das ist doch ein Schlag ins Gesicht. 

Ich habe für mich eine neue Bedeutung dieses Halbsatzes entdeckt: nicht nur kognitiv wissen und im Kopf behalten was das Gute ist und was Jesus angeblich von mir erwartet und ich machen „muss“, sondern vielmehr: was darf ich mir selbst zusprechen:

  • erinnern und manifestieren was das Gute war (z.B. dass ich bereits oft in meinem Leben erfahren habe, dass Jesus in allen Schieflagen und Nöten mit dabei ist) 
  • das Gute behalten, heißt mich regelrecht an Gottes Zusagen und Verheißungen und Erfahrungen/Erlebnissen zu klammern. Ich „behalte“ das fest in meinem Herzen und halte mich daran fest. 

Ich glaube, dass das helfen kann, resilienter zu werden, also widerstandsfähiger und krisenfester zu werden – wenn ich mir das Gute immer wieder ins Gedächtnis hole und hochhalte. Die Geborgenheit und die Zusagen über die ich in der Bibel lese, in meinem Leben erfahre, und Gott mir zuspricht. 

Nicht als Pflicht zur Dankbarkeit, sondern als Spur Gottes in meinem Leben. 

 

Wir Hannahs wissen in unserem Kopf, dass unser Wert, unsere Würde und unsere Berufung nicht von unserer Fruchtbarkeit abhängt. Unser Herz fühlt allerdings oft etwas anderes und der Teufel will uns ebenfalls etwas anderes einreden. 

Aber: Wir sind vollständig – mit offenen Wunden. 
Geliebt – mit unerfüllten Sehnsüchten

Zum Nachdenken:

  • Wo hast du im vergangenen Jahr etwas Gutes erlebt – nicht Perfektion, sondern kleine Spuren von Trost, Kraft oder Bewahrung?
  • Welche Zusagen, Erfahrungen oder leisen Momente mit Gott möchtest du bewusst festhalten, damit sie dich in schweren Zeiten tragen können? 
  • Was bedeutet es für dich persönlich, „vollständig“ zu sein – auch mit offenen Wunden und unerfüllten Sehnsüchten? 
  • Was möchtest du aus dem Jahr 2025 nicht mit ins neue Jahr 2026 nehmen – und was würde dir helfen, es loszulassen? 
  • Was wünschst du dir für das neue Jahr – nicht als großes Ziel, sondern als Haltung oder Begleitung? 

3. Siehe ich mache alles neu

Und was passt besser als jetzt die Brücke zu schlagen zur Jahreslosung 2026. 
Offenbarung 21, 5: „Siehe ich mache alles neu.“ 

Was für eine grandiose Zusage, gerade für uns. Tränen, Schmerz und Trauer werden nicht mehr sein. Was für eine Hoffnung, was für eine Perspektive – gerade für uns als Kinderlose. 
Jesus macht alles neu. Auch das was wir heute hier auf der Erde als schönstes erleben, wird im Licht der Ewigkeit nix sein und neu werden – noch besser werden. Das bisher „gute“ was wir behalten sollen, wird neu. Nigelnagelneu. Und besser. 

Ich will so ins neue Jahr gehen – kommst du mit? Mit der Hoffnung, Perspektive und Gewissheit, dass Jesus alles neu machen wird.