Hilfestellung & Info für Nichtbetroffene
Ehepaare mit unerfülltem Kinderwunsch leiden oft jahrelang im Verborgenen und es ist für sie ein mutiger Schritt sich zu öffnen und von ihrem Leid zu erzählen. Mit unserer nachfolgenden Hilfestellung möchten wir Euch Tipps für einen wertschätzenden und verständnisvollen Umgang mit ihnen ans Herz legen.
Man muss mit den Augen
des anderen sehen,
mit den Ohren
des anderen hören,
mit den Herzen
des anderen fühlen.(Alfred Adler)
Wertschätzende und ehrliche Anteilnahme
Ehrliches, respektvolles und wertschätzendes Interesse am Leben der Betroffenen, ohne "kleinreden" der Not und ohne Übertreibungen.
Mut für Gespräch und Begleitung. Die Betroffenen freuen sich über ein mitfühlendes und wohlwollendes Nachfragen und sind dankbar wenn ihr Leid nicht zum Tabu wird.
Wenn Betroffene nicht darüber sprechen wollen, respektiert das bitte.
Den emotionalen Ausnahmezustand aushalten. Der unerfüllte Kinderwunsch begleitet die Betroffenen ein Leben lang und ist nicht mit einer einmaligen Verarbeitung abgeschlossen.
Zeigt uns nicht die Vorteile des kinderlosen Lebens auf.
Hilfreiche Hintergrundinfos
Etwa jedes 7. Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos.
Ein unerfüllter Kinderwunsch ist unabhängig vom Alter, auch sehr junge Ehepaare leiden darunter.
Die Baby-take-home Rate von reproduktionsmedizinischen Behandlungen liegt bei ca. 20%. Um ein Kind adoptieren zu können, muss man ein umfangreiches und mehrmonatiges Eignungsverfahren durchlaufen. Die anschließende Wartezeit kann mehrere Jahre dauern und gibt keine Garantie auf Erfolg.
In manchen Bundesländern gibt es Altersbeschränkungen für das Eignungsverfahren, das kann unter Umständen bedeuten, je älter das Bewerberpaar ist, umso weniger haben sie eine Chance ein Baby zu adoptieren.
Auslandsadoptionen haben zusätzliche Anforderungen (Kenntnis des Landes, der Kultur des Kindes etc.) und können mit hohen Kosten verbunden sein.
Auch ein Pflegekind aufzunehmen bedeutet sich umfassend mit dieser Thematik auseinanderzusetzen und geschult zu werden. Pflegekinder suchen nicht ohne Grund eine Pflegefamilie und neben der sehr besonderen pädagogischen Begleitung ist es nicht ungewöhnlich, dass diese Kinder wieder in ihre Herkunftsfamilien zurückgeführt werden.
Kurz & Knapp
- Das Gegenüber ernst nehmen in seinen Gedanken, Gefühlen und der Trauer.
- Wertschätzung und Empathie, ehrliches Interesse an der Person.
- Gleichwertig - auf Augenhöhe, ohne spitze Randbemerkungen und Rat"schläge".
- Angebot von Gebet und Unterstützung.
- Nachsicht und ein nettes Wort an den besonderen Feiertagen (Mutter- Vatertage etc.) im Jahr.
- Alternative Gesprächsthemen finden, ohne die Thematik komplett zu ignorieren.
Geschichten über die eigenen Kinder / Enkelkinder reduzieren und im Rahmen halten.
Small-Talk Etikette
"Hast du Kinder?" Mit zunehmender Zahl an ungewollt kinderlosen Ehepaaren, ist diese Smalltalk Frage definitiv ein No-Go. Es gibt so viele andere spannende Themen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Gerade in lockerer Smalltalk Runde sind spitze Anmerkungen aufgrund wohl gerundeter Körperproportionen sehr unpassend, denn diese sind kein Indiz für mögliche Schwangerschaften.
Sobald Ehepaare verheiratet sind, löchert diese bitte nicht "wann denn der Nachwuchs endlich kommt", denn dies ist eine sehr private und persönliche Thematik.
Bitte keine Bagatellisierungen wie "du hast ja noch Zeit" oder "auch mit Ü40 ist noch alles möglich" oder "die Enkelin der Freundin meiner Nachbarin's Cousine ist auch nach 10 Jahren schwanger geworden".
Verkneift Euch bitte auch alle anderen spitzen Bemerkungen wie:
- "Entspannt Euch mal und fahrt in den Urlaub"
- "Versteift Euch nicht so sehr auf den Kinderwunsch, dann klappt das auch" etc.
Wenn es so einfach wäre, gäbe es keine Ehepaare mit unerfülltem Kinderwunsch.