Wanderwochenende Oktober 2020

02. - 04.10.2020 in der Allgäu-Weite

Die Zahl Drei!

Die Zahl Drei ist eine wichtige Zahl. Sie wird in der Naturwissenschaft, Technik, Gesellschaft und Geschichte verwendet. Bei der Farbwahrnehmung (Zapfen) des Auges, in der Farbenlehre (Rot, Gelb, Blau). Der Geometrie (Dreieck), der Dimensionen (XYZ – Achse). Wir brauchen drei Punkte zur Flächenbestimmung. Dinge können nur mit drei Punkten stehen (Stativ, Schemel, Dreirad) und vieles mehr. Aber eine ganz bedeutende drei ist mit einem U davor versehen.

Die U3. (Aufklärung findest Du im Text. Also schön weiterlesen.)

Nach aufreibenden und endlosen Arbeitswochen, den immer wieder neu verabschiedeten Corona Regeln, dem Lockdown (inkl. meines eigenen), einem Urlaub bei dem die Erholung nicht so richtig eintreten will. Den Ungewissheiten wie es wohl weiter gehen wird. Kaum einen Tag in der Arbeit hat man das Gefühl das alles zu spät ist. Umso mehr war die Vorfreude auf das Wanderwochenende. Obwohl ich ja gar nicht wusste wer denn da so kommen wird.


Tag 1: Anreisetag

Ca. 14 Uhr, endlich Feierabend
14:15 Uhr zu Hause (Ja das geht, selbst in München. Man sollte es nicht glauben.)
Ca. 16:00 Uhr oder auch was später. Nachdem die Bude so einigermaßen in Ordnung ist, Abflug.
16:30 Uhr. Das Navi sagt Ihr kommt zu spät. Grummeln im Bauch. Nicht nur wegen des Abendessens. Vor allem bei meiner Frau. Anscheinend bin ich doch was zu spät aus der Arbeit. Da ich dieses Mal im Auto im Off sitze, also nicht am Steuer, muss ich navigieren. Blöde Aufgabe. Grummeln im Bauch. Dieses Mal bei mir. Wie kriege ich das ohne Stress hin. Ich verfolge ja so meine eigenen Strategien, wie ich ans Ziel komme. Oft für meine Frau unverständlich. Aber für mich auch, dass sie es unverständlich findet. Nun denn. Auf ins Gefecht. Erst mal fahren lassen. Es wird schon eine Lösung für mein Problem geben.
17:00 Uhr. Erste schwere Entscheidung. B12 und dann auf die A7, oder Autobahn bis Memmingen und dann A7 Richtung Süden. Rumgedruxe.
Ca. 17:10 Uhr. B12. Mist. Falsche Entscheidung. Beschwichtigungen folgen. Ist ja nicht so schlimm. Google sagt sind nur zehn Minuten länger.
17:45 Uhr. Nachdem wir endlich auf der A7 sind und die richtige Ausfahrt genommen haben……,
17:46 und 50 Sekunden. Da ist sie, die 3. Umgehungsstraße U3. Wir wollen nach links, die U3 aber nach rechts. Na toll. Nachfrage meiner Frau, Grummeln im Bauch. Dieses Mal bei uns beiden, leichter Anflug von Panik. Wie komme ich hier aus dieser Nummer, ohne großen Schaden zu erleiden.
Aber ich bin ja ganz schlau. Navi vom Auto UND Navi auf´m Handy. Irgendeines wird schon den richtigen Weg anzeigen. Die Karte lag pro forma auf dem Schoß. Eh nicht zu gebrauchen. Zu große Auflösung zu klein geschrieben. Macht aber Eindruck, so viele Navigationshilfen. Also. Die Richtung ist erst einmal egal. Immer der U3 nach.
18:20 Uhr. Rentnerin im Auto tuckert mit echten 30 über kurvige Landstraße. Die hat auf uns gewartet. Die wusste das unser Auto nicht nur vorne im Motorraum brummt und grummelt. Ebenso die Insassen.
18:21 Uhr. Unter Einsatz allen fahrerischen Könnens meiner Frau, (Klingt boshaft, ist es aber nicht. Passt gerade hier zum Geschreibsel.) konnte die Rentnerin überholt werden. (Die fuhr auf freier Strecke wirklich 30.) Beim Überholen, konnte ich die Dame wie in Zeitlupe beobachten. Das arme Auto. Hatte schon viele Narben. Nicht nur im Lenkrad. Mein Herz tat mir weh. Ich hatte Mitleid.
18:25 Uhr. Die U3 Autonavi und meine Frau sagen an einer Kreuzung gerade aus. Handynavi rechts ab. Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist ja bekanntlich die Gerade. Handynavi sagt rechts ist der kürzere Weg. Ganze geschlagene 3 Kilometer. Also rechts ab.
18:26 Uhr. Mist. Mitten in die Baustelle. Wir fragen eine Passantin. Sehr nett. Hat sogar Ihren Mann angerufen. Das Gespräch zog sich etwas. Ich dachte mir nur, wenn jetzt die Rentnerin………., wir kommen dann nie an und wir werden eines Hungertotes sterben. Ich hatte Mitleid. Und zwar mit mir.
18:32 Uhr. Da ist sie ja wieder. Nein nicht die Rentnerin. Die U3. (P.S. In München gibt es zufällig eine U3.)
18:37 Uhr. Nach erneutem solidem Verfahren mit Handynavi erreichten wir unser Ziel, nachdem meine Frau das rettende Schild mit der Aufschrift ALLGÄUWEITE entdeckte.
18:40 Uhr. Endlich Abendessen. Das Grummeln lässt nach. Nicht nur in unseren Bäuchen. Wir wurden herzlich von den schon wartenden Teilnehmern empfangen. Was die sich wohl gedacht haben? Nichts. Das Grummeln bis hier her war umsonst. Ich habe mich sofort angenommen gefühlt.
War's das jetzt mit der 3….., dann lies weiter.

19:45 Uhr. Das Wochenende und der Abend beginnen. Wir durften, wer mag, von der eigenen Hochzeit mit einem Bild berichten. Jeder sagte etwas, und es war sehr schön die ganzen Geschichten zu hören. Tine hat uns mit lieben Worten daran erinnert, wie dankbar wir doch für unseren Partner sein dürfen. Das wir nicht alleine sein müssen. Nicht nur dafür, sondern auch für die Dinge im Alltag. In der Bibel heißt es: „Seid Dankbar in allen Dingen….“ In allen Dingen? Auch für die vermeintlichen Dinge auf die wir gerne verzichten würden. Ein dankbares Herz.

„Danken, schützt vor Wanken,
Loben, zieht nach droben.“

Das Thema der Kinderlosigkeit eint uns alle die wir an diesem Wochenende teilgenommen haben. Es ist ermutigend zu sehen wie es den anderen geht.

Wofür können wir dankbar sein?
Schreibe einfach mal fünf Dinge auf, wofür Du dankbar sein kannst. Wiederhole das jeden Tag.
 

Tag 2

Nach einem ausgiebigen Frühstück in angenehmer Atmosphäre mit den anderen Paaren, es mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen Hygienemaßnahmen eingehalten werden, startet mein Tag wieder einmal im „Off“. Mein Rücken streikte. Das tat der schon etwas länger. Daher war mir das Risiko zu groß mich mit auf die Wanderung zu begeben. Meine Frau schloss sich der Entscheidung an.
Also kann ich über die Wanderung nur aus dem „Off“ berichten. Was ich aber im „On“ aus dem Fenster gesehen habe, verhieß nichts Gutes. Der Grünten verhüllte sich zusehends in Wolken. Dunkle und böse Wolken. Wolken die etwas los werden wollten. Wasser. Viel Wasser. Ich sagte zu meiner Frau: „Das zieht durch.“ Nur nützte es der Gruppe nichts, die sich am Tag zuvor für die einfachere und auch höhenmäßig tiefer gelegene Schlucht entschieden hat. Ich verkrümelte mich dann erst einmal ins „Off“ meines Bettes, damit ich dann im „On“ des Mittagstisches meine nicht vergeudeten Kräfte wieder auffüllen konnte.

Um ca. 13:00 Uhr oder 13:30 Uhr war die Gruppe aus meinem „Off“ in mein „On“ eingetreten.
Es war zu Nass. Man berichtete mir, wie nett es doch nach einer viertel Stunde des Wanderns wurde, so dass sich die Wanderer bei einem Haus der Bergrettung unterstellen mussten. Dort wurde dann das Veschper (Die Wegzehrung) eingenommen. Wie bei mir, die nicht vergeudeten Kräfte aufgefüllt. Man sagte mir mit Blick auf eine Berghütte. Diese war aufgrund des wolkenbruchartigen Regens nicht zu erreichen.  
Obwohl, nicht vergeudet hat so nicht ganz gestimmt. Die Kräfte brauchten sie dann offensichtlich um einigermaßen trocken zum Auto zu kommen.
Ich hatte Mitleid.
Trotzdem. Ein Teilnehmer sagte das er dankbar war mitgegangen zu sein. Er hätte diese Erfahrung alleine wohl nie gemacht. (Wie man gleichzeitig von innen und außen nass werden kann.) Es war trotz allem eine illustre Runde.

Meine Prognose hat sich bestätigt. Kaum war die Gruppe wieder da, geduscht, getrocknet, gewärmt, erwachte der Grünten in seiner Pracht. Wieder sichtbar, und das tollste Wetter kam hervor. Einige entschieden sich dann für eine spontane Wanderung zum Rottachsee. Es sollte eine schöne und trockene Runde werden.
Ich musste mal wieder ins „Off“. Dafür fand ich eine nette Alternative. Ins „On“ des Wellnessbereiches der Allgäuweite. Alles Picobello. Super sauber und eine wunderbare Einrichtung. Ich war alleine und konnte meinem geplagten Rücken etwas Verschnaufpause verschaffen.

18:00 Uhr, oder auch was später. Abendessen. Wieder diese unwürdigen Bedingungen…!
19:45 Uhr Der Abend beginnt mit dem Psalm 34.

Vers 1
Ich will den Herrn loben, allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Vers 5
Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller
 meiner Furcht.
Vers 9
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
wohl dem der auf Ihn trauet!
Vers 19
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind.
und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.

Mit diesen Versen dürfen wir uns des Trostes sicher sein.

Danach folgte noch ein gemütlicher und schöner Abend mit Spielen und viel Spaß haben.


Tag 3 und Abreisetag

Irgendwann nach dem wach werden. Unwürdige Essensbedingungen…!
Danach Gottesdienst.
Simone erzählte die Geschichte der Emmausjünger auf eine sehr liebe, nette und anschauliche Art.
Die Jünger fliehen von dem Geschehen aus Jerusalem nach Emmaus, ca. 2,5 Std. Fußmarsch. Was war los? Lockdown! Unser persönlicher Lockdown. Das fliehen wollen. Unverständnis über das Erlebte. Die vergangenen Jahre mit Jesus. Zweifel, Angst.
Es waren zwei Jünger. Sie unterhielten sich über das Geschehene. Der Herr gesellte sich zu ihnen, gab sich aber nicht zu erkennen. Jetzt waren Sie zu dritt. Ja und hier ist sie wieder die DREI. Es stellte sich die Frage warum der Herr sich nicht zu erkennen gab. Er möchte erst einmal zuhören. Er hatte lange Zeit nichts gesagt.
Wie ist es denn in unserem Leben. Haben wir nicht auch oft das Gefühl, daß er gar nicht da ist. Dabei ist er ja schon lange mit uns unterwegs.
Drei Stäbe lassen sich schwerer bis gar nicht brechen.
Da wir als Paare ja zu zweit durchs Leben gehen, sehen wir oft nicht die Stütze die wir in dem Herrn Jesus haben.
Simone führte uns behutsam vom Lockdown der Jünger (und auch unserem), der Mutlosig- und Hoffnungslosigkeit hin zum Kreuz. Dem einzigen Ort auf der Welt, wo wir so sein dürfen wie wir sind.

12:00 Uhr Mittagessen. Wir waren alle sehr zufrieden mit den menschenunwürdigen Bedingungen. Man muss bedenken, es sind keine normalen Zeiten.
Wir sind dankbar, dass das Wochenende stattfinden konnte. Für die gute Organisation. Im Gegensatz zu meinem obigen Geschreibsel war natürlich nichts unwürdig. Ganz im Gegenteil. Alles super. Bis auf die U3, die auch nicht nur für uns eine Herausforderung darstellte. Es ging allen Teilnehmern so und wir konnten im Nachhinein herzlich lachen. Bei der Abreise gab es dann doch noch eine kleine Enttäuschung. Die U3 wurde auf dem Rückweg zur U4. Wir mussten uns komplett neu orientieren.
Zum Glück konnte ich dieses Mal zu meiner Erleichterung im „On“ des Autos sitzen. Es gab kein Grummeln mehr.


Bericht: Matthias
Bilder: Simone / Nicole